Hera

Helena Gruner

von Helena Gruner

Story

Die alten Götter sind nicht tot. Hera, Göttin der Geburt, steht in den Kreissälen, ihre Hand über die Mütter haltend, die gegen Hades‘ Sog ankämpfen, ihre Schmerzen lindernd. Sie führt die Hände der Hebammen, wie sie kleinen Menschen helfen, das Licht der Welt zu erblicken. Ihr Schleier schleift über das Glas der Brutkästen, während sie schmunzelnd auf die Kinder schaut, ihnen Kraft schenkt, auf dass ihre Mütter sie aufwachsen sehen werden. Sie stärkt die kleinen schlagenden Herzen, gibt den kleinen Händen ihre Finger, die sie umschlingen.

Hera, Göttin der Ehe, schützt diejenigen, die in diesem Konstrukt gefangen sind. Diejenigen für die die Hochzeit eine Qual und die Heirat eine Folter ist. Mädchen in Äthiopien und Indien, im Tschad und Somalia, selbst noch Kinder, werden von ihren Familien verraten, in die Hände von Fremden gegeben. War dies früher noch normal, sieht sie nun, wie falsch es ist, kämpft an der Seite von Unicef und Amnesty International, die Kinder zu befreien. Die Verantwortlichen beschmutzen das Konzept der Ehe, zwingen diejenigen, die sie geschworen haben zu beschützen, in ein Leben in Gefangenschaft.

Sie hält ihren Schild über die Frauen, die von ihren Männern geschlagen und erniedrigt werden, hilft ihnen zu entkommen, während Artemis die Schänder zurückhält, ihren Bogen prall gespannt, ihre Pfeile auf ihre Köpfe zielend.

Hera, Göttin der Familie, stellt sich gegen die Menschen, die denken, sie können diktieren, wie Familien auszusehen haben. Gegen die Dekrete und Gesetze, die auf längst überholten Schriften basieren. Sie marschiert neben Aphrodite, die Ehe für Alle fordernd, das Adoptionsrecht auszuweiten. Sie beruhigt die schreienden Kinder der Alleinerziehenden, während letztere Schicht über Schicht arbeiten, um ihr Kind aufzuziehen, beschäftigt die Kinder der jungen Mütter, wenn sie in die Schule, in die Universität gehen. Hera wandelt durch die Häuser der Großeltern, der Onkel und Tanten, der Geschwister, die ihre Enkel, Neffen, Nichten, Geschwister wie ihre eigenen aufziehen. Leibliche und Pflegeeltern, sie macht keinen Unterschied dabei, wen sie schützt, ihr ist jede Familie heilig.

So beschäftigt sich Hera, Gattin des Zeus. Einst nur, um sich von ihm und seinen Affären abzulenken, bis sie bemerkte, dass ihr diese Aufgaben so viel besser gefielen, als sich dauernd damit zu beschäftigen, ihren Ehemann von seinen nicht enden wollenden Liebschaften abzuhalten.

Hera ist nicht tot, sie ist die Behüterin und die Fürsorge und die Familie.

© Helena Gruner 2022-08-25

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