Herbstspaziergang

Rosalie

von Rosalie

Story

Die ersten Vorboten des Herbstes sind für mich die Zyklamen. Wenn ich ihren Duft beim Spazierengehen wahrnehme, weiß ich, dass das Ende des Sommers naht. Egal ob es heiß ist und der See noch Badetemperaturen hat, der Herbst ist nicht mehr aufzuhalten. Es ist die Jahreszeit, die uns die Vergänglichkeit des Lebens am meisten bewusst macht. Er bringt uns vereinzelt noch strahlende Tage, reiche Ernte und Blütenpracht. Ein Aufbäumen der Natur, bevor sie sich in den Winterschlaf begibt.

Mein Lieblingsspaziergang führt mich an der Traun entlang. Vermehrt kann ich jetzt Eichhörnchen beobachten, die Vorräte für den Winter sammeln. Sie bewegen sich mit einer Eleganz und Sicherheit, die uns Menschen nicht gegeben ist. Die Früchte der Brombeeren sehen wie gelackt aus und funkeln mir entgegen, leider ist das Pflücken mühsam und die Dornen verursachen Schmerzen. Gelbe und violette Sträucher, ich kenne ihren Namen nicht, wetteifern mit ihrer Farbenpracht. Die Blätter an den Bäumen sind noch grün, der Herbst hat gerade erst begonnen. Hier in der Natur fühle ich mich wohl. Der Waldboden dämpft meine Schritte, die Gedanken werden ruhiger, ich fühle mich eins mit der Natur. Die Traun fließt dahin, momentan ist der Wasserstand ziemlich niedrig. Vereinzelt sieht man Fischer im Wasser stehen, auf der Jagd nach Forellen. Manchmal beobachte ich sie und frage mich, was an diesem Hobby so faszinierend sein kann. Aber die Menschen sind verschieden und irgend einen Reiz wird das Fliegenfischen schon haben. Wenn ich am Ufer sitze und dem Wasser beim Fließen zuschaue, ist das schon sehr entspannend für mich.

Am Ende meines Spazierganges belohne ich mich. Das Wasser lockt, und die Temperatur ist noch angenehm. Ich nehme ein erfrischendes Bad im grün schimmernden Fluss und schwimme bis zur Mitte. Stille umfängt mich, ich genieße die Ruhe und sie überträgt sich auf mich. Hier kann ich auf der einen Seite den Grünberg und den Traunstein sehen, auf der anderen die Marienbrücke, die über die Traun führt. Manchmal plumpst ein kleiner Zweig ins Wasser oder ein dürres Blatt segelt von einem Baum. In Ufernähe kann ich kleine Fische beobachten. Ich habe das Gefühl, die Zeit vergeht langsamer als sonst. Bald werden am Morgen Nebelschwaden aufziehen. Die Blätter werden ihr prachtvolles Herbstkleid tragen. Aber noch ist es nicht soweit.

Nach dem Bad setze ich mich noch für ein paar Minuten auf eine Bank. Wildgänse ziehen vorbei.

Ich will den Zauber noch nicht zerstören, bevor ich wieder in den Alltag zurückkehre.

© Rosalie 2019-09-02