Hermann Hund – Der Bahnhof

Am Bahnhof angekommen hatte ich tatsächlich Glück, denn ein Güterzug stand zur Abfahrt bereit. Als der Lokführer einen Moment nicht aufpasste, sprang ich unbemerkt in den letzten Wagon. Bei diesem stand die schwere Eisentür ein wenig offen. Müde von den letzten Tagen ohne Futter schlief ich wohl sofort ein.

Plötzlich wurde ich unsanft geweckt. Der Zug hatte mit einer Vollbremsung angehalten. Das Quietschen der Bremsen tat mir in meinen Hundeohren weh. Die Sonne blitzte bereits durch den kleinen Spalt der Waggontür. Ich hatte es also geschafft, dachte ich mir und eine kleine Träne kullerte über meine Barthaare. Ob es die richtige Entscheidung war zu fliehen?

Wieder bekam ich ein komisches Gefühl im Bauch. Aus der Ferne hörte ich Autogeräusche und Menschenstimmen. Noch bevor ich meinen weiteren Plan schmieden konnte, wurde die Türe aufgerissen. Na klar, die Menschen wollten bestimmt die Lieferung aus dem Waggon ausladen. Blöd für mich. Nun war ich ihnen nämlich schutzlos ausgeliefert.

Drei Männer schauten mich verdutzt, aber dennoch irgendwie freundlich an. „Wer bist du denn?“, sagte einer von ihnen. Als würde er sich tatsächlich eine Antwort von mir erwarten. Ich wedelte einfach freudig mit dem Schweif, um ihnen zu signalisieren, dass ich ein braver und lieber Hund bin. Es schien auch tatsächlich zu funktionieren, denn alle drei lächelten mich an. Einer der drei hob mich hoch und ging schnellen Schrittes die Schienen entlang in Richtung Ausgang. Wird er jetzt mein neues Herrchen? Wird er mich bei sich schlafen lassen? Mich füttern und mir auch ausreichend Wasser geben? Bei diesen Gedanken bekam ich ein schönes Gefühl im Bauch.

Diese wurden aber schnell zunichtegemacht, da ich ihn mit seinen Kollegen über ein Tierheim sprechen hörte. Das war nun also die Lösung. Sie stecken mich in ein Tierheim, wo ich nie wieder herauskommen würde.

Sofort bereute ich meine Entscheidung geflohen zu sein. Auch an mein Herrchen musste ich denken. Ich fragte mich, ob er wohl schon bemerkt hatte, dass ich weggelaufen war. Wahrscheinlich vermisste er mich nicht Mal, redete ich mir zumindest ein.