Herr von Zuckerstange

Am nächsten Tag drängt sich Pix durch die überfüllten Straßen Londons. Allerdings ist er in seinen Gedanken noch immer bei den Polarlichtern von gestern Abend. Noch nie zuvor hat er so etwas Schönes gesehen. Wann ist überhaupt das letzte Mal gewesen, dass er sich in Ruhe hingesetzt und entspannt in den Sternenhimmel geschaut hat? Grundsätzlich fällt es ihm schwer zur Ruhe zu kommen. Schließlich gibt es immer Aufgaben, die für die kommenden Weihnachtsfeste erledigt werden müssen. Wenn er nicht alles exakt plant und rechtzeitig hinbekommt, ist Weihnachten für die ganzen Kinder auf dieser Welt ruiniert. Diese Schuld möchte er nicht mit sich schleppen und auch wenn bei dem Sommerweihnachtsfest des Weihnachtsmannes nicht annähernd so viel auf dem Spiel steht, will Pix auf keinen Fall versagen.
Vor dem Süßigkeitenladen von Herr von Zuckerstange stehend, atmet er einmal tief ein und aus. Seine Augen schweifen über die bunten Naschereien in den Auslagen, die nicht köstlicher aussehen könnten. Von Bonbons bis hin zu Cookies, wird versucht Interessenten von der Straße in den Laden zu locken.
Doch genug abgelenkt, Pix sammelt sich und öffnet die Eingangstüre. Der Shop ist gut besucht. Vor allem mit Eltern, die versuchen ihren Kindern zu erklären, dass sie nicht alles mitnehmen können. Der Elf sieht sich um und kann sofort Herrn von Zuckerstange erblicken. Eine rot-weiß gestreifte, menschengroße Zuckerstange ist auch schwer zu übersehen. Mit großen runden Gummiaugen und Armen und Beinen ebenfalls aus Zuckerstangen.
Pix stellt sich in die Warteschlange vor der Kasse. Als er an der Reihe ist, blickt ihn Herr von Zuckerstange nur überrascht an.
»Hat der Weihnachtsmann neue Süßigkeitenideen für mich? Ich benötige unbedingt einen neuen Kundenmagneten«, erkundigt sich der Ladenbesitzer neugierig.
Pix schüttelt seinen Kopf und beginnt sein Erscheinen zu erklären, woraufhin Herr von Zuckerstange mit einem eindeutigen »Ja wohl, ich werde da sein.« antwortet. Der Elf traut seinen Ohren nicht, so eine schnelle Zusage hat er sich nicht erwartet. Dann fügt der Ladenbesitzer noch hinzu, »Ich muss sowieso mit dem Weihnachtsmann über eine Gehaltserhöhung reden. Schließlich bin ich derjenige, der sich um all die Süßigkeiten für Weihnachten kümmert … wobei eigentlich das ganze Jahr lang. Außerdem wäre die Zahnfee ohne meiner Arbeit sicher arbeitslos!«
Gehaltsverhandlungen gehören für Pix zwar nicht zu einer Weihnachtsfeier, aber seine Aufgabe ist es nur, die Gäste einzuladen. Er will den Süßigkeitenshop verlassen, doch da hört er einen plötzlichen Aufschrei.
»Nein, wir verkaufen hier keine Zuckerstangen!« empört es den Besitzer und der Elf kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.