von Beata Beck
Als ich eines Tages auf meinem Coronalockdown-Spaziergang wie so oft die Argentinierstraße entlang in die Stadt ging und das Köpfchen beim letzten Haus vor dem Karlsplatz nach links drehte, las ich kurzerhand „Szymanowski“ und blieb erstarrt stehen. Konnte es sein, dass ausgerechnet Karol Szymanowski ungeahnterweise in meinem eigenen Bezirk wohnte? Wieso mich ausgerechnet dieser Komponist, der an sich nicht unbedingt so eine große Rolle bei einer Wienerin spielen sollte, so tangierte, hat folgenden Grund:
2018 war ich anlässlich eines Konzertes im Künstlerhaus München auf der Suche nach Gesangsliteratur polnischer Komponisten, als mir prompt die impressionistischen „Lieder einer Märchenprinzessin“ von einer Kollegin empfohlen wurden. Ich verliebte mich sehr rasch in diese zauberhaften Lieder – gedichtet von seiner damals siebzehnjährigen koketten Schwester Zofia Szymanowska – und stellte mich auch der Herausforderung, sie in Originalsprache aufzuführen. Mich zog die impressionistische Tonsprache der Lieder vor allem wegen der orientalischen Elemente mehr und mehr an und ich erfuhr, dass Szymanowski des Öfteren den Orient bereiste und auch Gedichte des persischen Dichters Hafez vertonte. Als Halbperserin nahm meine Begeisterung stetig zu.
2019 stieß ich auf Goethes “West-östlichen Divan”, welcher in jenem Jahr sein 200-jähriges Jubiläum feierte. Genauer gesagt fiel mein Augenmerkmal anlässlich dieses Jubiläums zunächst auf die Liebesverbindung zwischen Marianne von Willemer und Goethe und studierte danach im “Suleikarausch” den “West-östlichen Divan”. Mein Konzept begann sich innerhalb von Wochen und Monaten wie ein Puzzle zusammenzufügen und mir wurde klar: als Europäerin mit persischen Wurzeln spürte ich den Drang, künstlerisch als Bindeglied zwischen diesen Kulturen fungieren zu wollen und ein auf mich geschneidertes Projekt zu schaffen, das in dieser Kombination noch nicht zur Aufführung gelangte. Die Verbindung alter Meister als auch Zeitgenossen in Auseinandersetzung mit der Kultur des Westens und Ostens soll zentraler Mittelpunkt sein.
So suchte ich nach Vertonungen mehrerer klassischer Komponisten aus dem Divan als auch nach vertonten Gedichten von Hafez, der Goethe maßgebend beeinflusste und zum eigenen Divan inspirierte. Auch bei Gedichten von Omar Khajjam wurde ich fündig – beide Dichter vertont von zwei österreichischen Komponisten der Moderne. Wie passend!
Eigentlich hält man ein Projekt geheim, solange es sich noch in der Planung befindet, aber erstens verrate ich noch nicht alles und zweitens: wieso nicht zunächst als Erzählung veröffentlichen? Ungewohnt, aber für alles gibt es ein erstes Mal. Selbst dies Büchlein ist mein erstes Mal als Autorin.
© Beata Beck 2023-01-21