Herzlich willkommen in alter Abnormität!

Heinrich

von Heinrich

Story

Das Virus soll uns ja angeblich zum Umdenken bewegen. Die „Neue Normalität“ erwartet uns schon. Wenn ich so auf der Couch sitze, überkommen mich konfuse Gedanken. Ich denke gerade daran, dass die Dame an der Kassa vom Lebensmittelladen, die Artikel viel zu schnell über den Scanner zieht. Früher hab ich mich auch beklagt, aber weil sie es immer zu langsam getan hat.

Was lernen wir daraus? Meine Vermutung: Almost nothing. Obwohl, der Mensch lernt ja angeblich gerne, ist wissbegierig und liebt es, Neues zu entdecken. Ich liebe zumindest die Studien, die sich mit solchen Dingen beschäftigen!

Falls die richtig sind, frag ich mich, warum wir dann unsere Kinder zur Bildgeschichte zwingen und für die Erledigung der Matheaufgabe ein iPhone, zwei Hasen und einen BigMac versprechen müssen?

Und wenn wir gerne lernen, warum werden bloß die Jobs ausreichend gut bezahlt, für die man diverse Ausbildungen benötigt? Ist es nicht Lohn genug, vieles gelernt haben zu dürfen? (Keine Ahnung, ob die Deutsche Sprache diesen Satzbau zulässt, aber ich finde ihn geil;-)

Warum wird die Kassiererin, die hinter dem Schutzvisier sogar noch lächeln kann, keinesfalls fürstlich entlohnt? Obwohl mein Ein-Sackerl-Einkauf einen glatten Hunderter kostet. Ich gebe mir die Antwort gerne selbst: Weil fast ausschließlich Tätigkeiten überproportional bezahlt werden, bei denen ein Geschäftsessen schon die größte Schwierigkeit im Anforderungsprofil darstellt.

Warum sind nicht die Berufe lukrativ, die keiner machen möchte? Weckt uns das eigentlich auf, dass die Bauern nichts neugierig darauf sind, freiwillige Kurzarbeiter auf ihre Felder loszulassen? Nein, das quittieren wir schmunzelnd. Wer möchte schon tagelang gebückt nach dem Spargel stechen? Meist sind wir der Meinung, dass wir für vierzig Stunden in der Woche eine angemessene Entlohnung für unsere wesentliche Arbeit bekommen. Das mag in Ausnahmen auch durchaus stimmen, und wer mag das Gefühl, wichtig zu sein, nicht?

Ein paar wenige haben vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen, dass sie 85% weiterverdienen und nur 10% leisten. Ich gebe zu, ich könnte mir auch vorstellen, für 100% nichts zu tun! Als Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens, gehe ich ja davon aus, dass „nichts müssen“ nicht gleich auch „nichts tun“ bedeutet! Mehr verdienen darf dann die Dame an der Kassa, medizinisches Personal, alle in der Pflege, Reinigungspersonal, alle die körperlich an die Grenzen gehen müssen und diejenigen, die geistig stark gefordert werden.

Von Corona wünsche ich mir deshalb, dass die aufgeweckt werden, die glauben Erben sei bereits ein Verdienst. Die, für die Krawatten ein Statussymbol sind und jene, die sich nur gut fühlen, wenn sie viele leute „unter sich“ wissen. Jene, die Regenwälder roden lassen und die, für die Geld aus Aktien zu lukrieren, als Leistung gilt. Alle, die sich über Geld keine Gedanken machen müssen und jene, die Fluglinien retten möchten, nicht aber die Menschen!

© Heinrich 2020-05-17

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