von Musenzeit
Die Sonne schien an dem Abend noch lange nach Einbruch der Dunkelheit.
„Euch hört man durch zwei Türen bis in die Toilette gackern!“ Nein, also, ein leiser Abend war das definitiv keiner!
Herzlich hell und warm werden wir von Tanja und Martina im “Sonnentor” begrüßt, und mittendrin sind wir schon in ihrer Lesung. Ein zauberhaftes Wort-Ping-Pong-Spiel durch die Emotionswelten der beiden Lebensreisen, der Raum vibriert voller innigem Berührtsein über lebensverändernde Erkenntnisse und lautstarkem Lachen über die Peinlichkeiten des Lebens. Tanjas schwungvolle Flamencoeinlage weckt unsere durch den Stadtlärm eingeschlafenen Sinne auf und zeigt, wie schön frau in ihrer ganzen Pracht im Leben stehen und durch dieses tanzen kann – olé, bravo! Etliche Bücher wechseln nach Beendigung der Lesung zu Recht die Besitzer.
So reich beschenkt und beflügelt ist die Stimmung, dass eine pralle Geldbörse liegenbleibt und erst beim Hinausgehen entdeckt wird. Wenn das Herz überfließt…
Weiter fliegen wir ins Lokal nebenan, die himmlische Stimmung wird durch Köstlichkeiten auf den Tellern und in den Gläsern befeuert und unsere Lachglöckchen klingeln lautstark in den Abend hinein. Weiber, Frauen, Mädels, Gören – wir sind sie alle auf einmal, die Tonleiter wird rauf und runter gelacht und schon wird überlegt, ob Tanja nicht doch eine Runde auf den Bartresen tanzen könnte, wenn wir dazu klatschen.
Die Lachperlen sprudeln, und die Gläser auf dem Tisch werden wie von Zauberhand immer mehr. Eine sanfte, männliche Erscheinung – man möge meinen, mit seinen hellblonden Löckchen und blauen Augen einem Rennaissance-Gemälde entsprungen – verteilt eifrig alkoholhaltige Getränke. Für mein Klares „für mich bitte auch noch einen“ ernte ich allerdings ein Beschämt-Verschmitztes „Ich bin kein Kellner, ich gebe hier nur Gläser weiter.“ Interessanter Akzent, bemerke ich noch im anschließenden Lachrausch. Wiener ist der jedenfalls nicht. „Der gibt uns schon eine ganze Weile Getränke aus“, erklärt mir meine Nebensitzerin. Hm, also, mein Getränk ist noch selbst gezahlt. Schon überlege ich, ob… „Bei mir hat er erst so richtig Interesse gezeigt, als ich sagte, dass ich lesbisch sei“ tröstet sie mich gleich. Verwirrung komplett. Passt, ich zahl‘ weiter!
Der Raffael-Engel setzt sich zu uns, sinniert von Weltentouren und lässt sich seine lädierten Flügelchen von uns wärmen nach all den Reisen, die ihn etwas aus der Bahn geworfen zu haben scheinen. Selig lächelnd sitzt er da, zwischen Tanja und Martina – ja, diesen Treat genießt er!
Aber ein Arbeitstag ruft, der großzügige Engel verlässt das Fest, im Davonrauschen bleibt ein Teil seiner Spendierrechnung dann doch noch offen. Tja, auf den Himmel ist kein Verlass – aber was macht das schon, wenn Herz, Hirn und Bauch im Einklang feurig-erdig da sein konnten an einem Abend voller Entdeckungsreisen und fröhlichem Miteinander!
Danke – auf ein baldiges weiteres Lese- und Tanzerlebnis mit Euch Lieben!
© Musenzeit 2021-09-27