von Fenja Harbke
Dorika saß auf Oliwias Terrasse auf einer Yogamatte und kicherte. Allerdings unabsichtlich.
„Tihiihiii!“ Ganz schrill und hysterisch. Eine richtige Hexenlache. Nicht besonders hilfreich war, dass Oliwia sich darüber köstlich amüsierte.
„Und sich zu verrenken soll helfen? Tihiihiii. Das ist schwer vorstellbar, Oliwia.“
„Doch, doch“, die andere Hexe winkte breit grinsen ab. „Bei dir liegt ein Zauber quer, den müssen wir bloß lösen und dann mit einem tiefen Atemzug einfach…“ Sie atmete tief durch, „loslassen.“
Dorika presste die Lippen aufeinander. Ihre Erfahrungen mit Yoga waren bisher nicht die besten gewesen. Aber wenn Oliwia darauf bestand, dass es half…
Außerdem hatte Dorika alles andere schon versucht. Auf den Kopf stellen, mit Schwefel gurgeln, Heilfasten und so viel Eis mit Keksstückchen essen, bis ihr schlecht war. Wie bei so einem Schluckauf in einer Kinderserie endete jeder Lösungsversuch mit einem hämischen „Tihiihiii“.
Im Schneidersitz ließ Oliwia sich nieder und bedeutete Dorika, es ihr gleichzutun. „Gerade hinsetzen, aufrecht, genau. Einatmen… Und beim Ausatmen die Anspannung loslassen.“
„Tihiihiii. Hör auf zu lachen, Oliwia!“
„Entschuldige“, die ältere Hexe prustete. „Schön, jetzt stellen wir uns hin und machen einen Sonnengruß.“
„Ah ja, da war was.“
Gemeinsam streckten die beiden Hexen sich dem leicht bewölkten Himmel und den wärmenden Sonnenstrahlen entgegen und in Dorikas Rücken knackte irgendetwas, als sie sich daraufhin fast bis zu den Fußknöcheln hinunterbeugte.
„Tihii.“
Den herabschauenden Hund kannte Dorika auch gerade noch, ansonsten orientierte sie sich an Oliwia, die beim zweiten Durchlauf noch etwas kompliziertere Verrenkungen einbaute. Schließlich kam Dorika ins Schwitzen, aber ihre Freundin kannte keine Gnade, sondern forderte sie eine halbe Stunde lang mit ausstrecken, vorbeugen, dehnen und vor allem Halten heraus.
Am Ende lag Dorika japsend auf dem Rücken, versuchte sich zu entspannen und war hin- und hergerissen, einfach liegenzubleiben, oder aufzustehen, um sich nicht den Rücken auf den harten Terrassendielen zu ruinieren.
„Und? Hat es geklappt, Dorika?“
Die Angesprochene horchte in sich hinein und tatsächlich breitete sich eine warme Woge Zufriedenheit in ihr aus, als dort niemand lachte.
„Ja. Danke, Oliwia.“
„Ach, Mist, ich wollte deine Lache vorher nochmal aufnehmen.“
„Warum das denn?“ Ächzend kämpfte Dorika sich in die Höhe und wusste nicht recht, ob sie rumlümmeln durfte, oder lieber ganz gerade und aufrecht saß.
Oliwia zuckte die Schultern. „Kann man bestimmt mal gebrauchen. Als Klingelton, oder so.“
Dorika ließ sich vom Lachen ihrer Freundin anstecken und war erleichtert, dass kein einziges „Tihiihiii“ dabei herauskam.
© Fenja Harbke 2024-03-27