von PetraBrigitte
„Wer mag noch eine Nachspeise?“ Ich verneinte und hoffte, der Rest der Runde wĂŒrde es mir gleich tun. Hinter mir lag ein langer Tag mit diesem schwierigen LieferantengesprĂ€ch und nun saĂen wir seit Stunden zusammen, um miteinander Abend zu essen, nachdem wir einen Konsens finden konnten strittige Punkte. Endlich! Bussi Bussi und Baba, schön war es. Ich habe es mir verkniffen zu sagen âund anstrengend“.
22.02 Uhr. Ich bin zu Hause. Gedanklich sah ich mich schon die mörderisch hohen Highheels in die Ecke pfeffern, raus aus dem Business Outfit und ab in den Pyjama. Am Weg zur HaustĂŒr suchte ich den SchlĂŒssel in meiner Handtasche. Das war kein einfaches Unterfangen, mein Mann behauptet ja, ich hĂ€tte immer Zimmer, Kuchl, Kabinett dabei. Ah geh! SchlieĂlich hielt ich jetzt den SchlĂŒssel in der Hand und wollte die HaustĂŒr öffnen. STOP! Warum kriege ich den nicht ins Schloss? Habe ich den falschen erwischt? Nein, es war der Richtige. Plötzlich wurde mir heiĂ und kalt. Innen steckte der SchlĂŒssel von meinem Mann, er hatte vergessen den abzuziehen und ist vermutlich schlafen gegangen.
Ich fluchte kurz, aber dachte mir im nĂ€chsten Moment, dass unsere Klingel eh so laut eingestellt ist und er diese selbst im Schlaf hört. Aber vergeblich. Also nochmals in den Tiefen der Handtasche gegraben, um ihn am Handy anzurufen. Aber dazu sollte man halt auch Empfang haben und der war nicht vorhanden. Mein Fluchen wurde heftiger, wĂ€hrend ich mit dem Auto eine Runde durch den Ort fuhr, bis ich mit MĂŒh und Not 2 Stricherl am Display sah. Um dann zu hören âSie sprechen mit der Mailbox von M.“.
Also fuhr ich wieder nachhause, um nochmals vergeblich zu klingeln. Was tun? Die Option im Auto zu schlafen fiel an diesem kalten Tag im Februar flach. Ich spĂŒrte, wie mir die TrĂ€nen ĂŒber die Wangen liefen, wĂ€hrend ich rund ums Haus lief, bewaffnet mit dem Handy, ein Hoch auf die Taschenlampenfunktion.
Irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich doch ein Fenster im Bereich des Hauses einschlagen könnte, der gerade umgebaut wird. Da wĂŒrden diese ohnehin getauscht werden, somit der Schaden ĂŒberschaubar. Also ab in die Garage, die zum GlĂŒck nicht versperrt, aber voller erforderlicher GerĂ€tschaft war. Wenige Minuten spĂ€ter sah man mich, bewaffnet mit der hohen Leiter, einen Hammer in der Hand Richtung Haus laufen.
Dort habe ich die Leiter an die Hauswand gelehnt, die ebenfalls gefundenen Handschuhe angezogen (Safety first) und bin hochgeklettert, trotz meiner Höhenangst. Und in der Minute verfluchte ich meine Leidenschaft fĂŒr hohe Schuhe, die sehen gut aus, aber sind in so einer Situation mehr als unpraktisch und die Hose spannte plötzlich auch gefĂ€hrlich verdĂ€chtig. Just in dem Moment musste ich dann doch ĂŒber die absurde Situation lachen. Zum GlĂŒck hat mich in den folgenden Minuten niemand beobachtet, wie ich mir dank Hammer den Zutritt zum eigenen Haus verschafft habe.
Muss ich erwĂ€hnen, dass am nĂ€chsten Tag der 1. Weg zum Baumarkt fĂŒhrte, um ein neues TĂŒrschloss zu kaufen?
© PetraBrigitte 2020-07-24