von Aroundtheworld
Am Strand ist es voll, doch auf den Pfeilern im Meer herrscht gähnende Leere. Herrmann ist mit seinesgleichen in den Süden geflogen und der Herbst hat Einzug gehalten. Der Wind plustert das Gefieder von Hildegard auf. Immer wieder bläht sich das Gefieder auf. Immer mehr Menschen kommen an den Strand und auf die Promenade.
Die Menschen sind komisch, denkt Hildegard. Jetzt hängen sie bunte Tücher in den Wind. Warum sollte man das tun, fragt sich Hildegard. Sie selbst hat nicht nur im Sitzen mit dem Wind zu kämpfen, nein, auch bei der Suche nach Essen, denn der Wind wirbelt sie durch die Luft, wenn sie versucht, an Land zu fliegen. Sie muss sehr vorsichtig sein. Hildegard wundert sich, dass so viele Menschen an einem derart windigen Tag am Strand sind. Sonst kommen nur so viele, wenn die Sonne scheint.
Immer mehr bunte Fähnchen werden in den Wind gehängt und auf einmal sieht Hildegard, wie sich ein großer blauer Wal vom Strand in die Lüfte erhebt. Kurz darauf gesellt sich eine Qualle zu ihm. Hildegard fällt fast von ihrem Holzpoller, als sie den Kopf in den Nacken legt, um die Tiere zu sehen. Immer mehr Tiere steigen in die Luft. Sogar ein gelbes Auto kann Hildegard erkennen. Was geht hier nur vor?
Trotz des Windes setzt Hildegard zum Flug an, sie muss es sich aus der Nähe ansehen und die Tiere fragen, warum sie fliegen können. Sie gehören in das Meer und das Auto auf die Straße. Wenn sie Finger hätte, würde sie sich zwicken, um zu sehen, ob sie vielleicht träumt, doch sie ist kein Mensch und hat keine Finger. Sie kämpft sich gegen den Wind in die Lüfte. Die Tiere werden größer und größer. Sie kommt sich sehr klein vor. Die Menschen am Strand sehen immer mehr wie kleine Playmobilfiguren aus.
Fast wäre sie gegen ein Seil geflogen, dass vom Strand in den Himmel gespannt ist. Es scheint vom Strand bis zu dem Wal zu gehen. Hildegard fliegt an dem Seil entlang, bis sie beim Wal angekommen ist.
„Hallo,“ ruft sie gegen den Wind an, doch sie erhält keine Antwort. Sie umrundet den Wal, um sich die Sache genauer anzusehen. Dann fliegt sie um die anderen Tiere. Sie alle sind gar nicht echt. Sie sind aus einem leichten Material und von innen nur mit Luft befüllt. Die Seile halten die komischen Tiere fest. Ohne Seil würden sie einfach in den Himmel davonfliegen.
Kopfschüttelnd fliegt Hildegard zurück auf ihren Holzpfosten im Meer. Die Menschen sind komisch, denkt Hildegard. Andererseits hat sie so auch mal die Möglichkeit, die Tiere des Meeres in Ruhe zu betrachten.
© Aroundtheworld 2021-10-07