Hilfe, die Katzen kommen!

Barbara Riccabona

von Barbara Riccabona

Story

Und wieder genügt es nicht, dass wir hier eine Hauskatze haben, die das Terrain besetzt und beileibe nicht untätig ist im Wildern und Beutefangen. Das liegt ihr im Blut und kann unter keinen Umständen abtrainiert werden. Aber sie ist zart und klein, große Beutetiere wie Hasen oder Wildtauben wird sie nicht reißen können.

Vor zwei Jahren sind nun meine Nachbarn mit ihren Katzen ausgezogen, die von einem Wildkater abstammten und sich entsprechend aufführten. Kein Zaun war ihnen zu hoch, kein Busch zu stachelig, kein Vogelhäuschen weit genug entfernt, an Hindernissen wuchsen sie geradezu. Sie konnten beinahe senkrecht die Mauern hochgehen, zumindest einige Meter. Über kurz oder lang gab es weder Amseln noch Rotkehlchen, praktisch keinen einzigen Bodenhocker mehr in den Gärten ringsum.

Ich war wütend auf diese Räuber, obwohl sie wunderschön anzusehen waren als große, gesunde Katzen mit herrlichem Fell. Sie hießen Hilti und Makita, Geschwister verschiedenen Geschlechts, die ihrem jeweiligen Namen alle Ehre machten. Sie hatten ein selbstbewusstes Geschau, welches, hartnäckig wie sie waren, auch nicht verschwand, wenn ich auf die Terrasse trat und “sch, sch” rief. Also, zum Glück mussten sie mit ihren Haltern übersiedeln. Die Vögel hier ringsum erholten sich. Letztes Jahr zögerlich, heuer auffallend.

Gestern kam ich nachhause und traf vor meinem Gartentor eine junge Frau aus dem Nebengebäude an, mit einer Katze am Arm, die wie unsere aussah. Ich hielt sie aus der Ferne überhaupt für die unsrige und dachte, sie wolle sie mir bringen. Aber nein, das war ihr eigener kleiner Kater namens Rocco, wie die Frau erklärte, und der Rocco habe eine Schwester namens Minki. Sofort kam mir in den Sinn, die könnten vom selben Bauernhof abstammen, von dem unsere verschwundenen Brüderchen und ihre Schwester abstammen: „Haben Sie ihre Katzen auch aus dem Mühlviertel“?

Was heißt das jetzt? Makita und Hilti wurden nun zahlenmäßig ersetzt und die Erziehung der Nachbarskatzen nimmt ihren Anfang. Natürlich werden sie bei mir durchs Gartentor hereinwandern, natürlich werden sie wie unsere Katze lauern und natürlich werden sie alles fangen, was sie erwischen können. Die Genetik der Bauernkatzen ist unausrottbar, sie können nicht anders.

Kummer bleibt mein Begleiter, auch wenn andere Menschen darüber lachen, ich weiß einfach zu viel über die Zusammenhänge in dieser vulnerablen Natur und will mich nicht über Tatsachen hinwegtäuschen. Von einer “Natur” kann ohnehin schon nicht mehr die Rede sein, denn das, was wir hier vorfinden, ist eine von Menschen gestaltete Umgebung.

Ein Hoffnungsfunke bleibt mir und geistert durch meinen Kopf. Er erhärtet sich und wird unterstützt durch meinen Willen, dass es so sein möge. Die ortsansässige Merci, abgehärtet und altbewährt im Durchstreifen und Markieren ihres Reviers, wird nicht kampflos ihre Rechte hier abtreten und wird sich und unsere Gärten verteidigen.

Mein Wort in der Göttin Ohr!

© Barbara Riccabona 2022-01-29

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