von Josef Sonnweber
Ich denke, dass es immer von Vorteil ist, wenn man in der Weltgeschichte herumkommt und mit den Leuten redet. So manche nette Geschichte habe ich so erfragen können und beschlossen, solche Episoden schriftlich festzuhalten. Eine solche erfragte ich von einer Frau, die bei mir den Krippenbaukurs in Schwab-egg, Kärnten besuchte. Dort war ich jahrelang als Krippenbaumeister aus Tirol mehr als gefragt.
Diese besagte Frau war allergisch nicht nur gegen Mäuse. Sie hat sie verfolgt auf ihre Weise, denn ob schwarz oder grau, dick oder mager, zuwider waren ihr alle Nager! Als brave und fleißige Beterin besuchte sie des öfteren auch den orts-eigenen Friedhof, weil ihr guter Mann vor zwei Jahren verstorben war. Sie pflegte sein Grab immer mit jahreszeitlich schönen Blumen. Eines Tages wurde sie bei ihrem Besuch insofern unliebsam überrascht, weil sie feststellen musste, dass auf dem Grab ihres Mannes zwischen den gepflegten Blumen ein Maulwurfs-hügel wuchs. Weil so etwas in einem Friedhof nicht geduldet werden kann, ebnete sie voll Zorn diesen Hügel ein. Ein paar Tage später musste sie feststellen, dass neuerdings ein neuer Maulwurfshügel das Grab „verschandelte“.
„Ja bist denn deppert, du Luedermaus, zu Ende ist dein Lebenslauf,“hörte man sie noch sagen. Die gewichtige Frau stampfte ein paarmal auf den Hügel drauf und ebnete diesen ein. Als sie am nächsten Sonntag zum Grab kam, blieb sie wie angewurzelt stehen. Da „naggelten“ (bewegten) sich doch die Blumen auf dem Grab, obwohl kein Wind wehte. Da war es aus mit der heiligen Friedhofsruhe und man hörte sie schreien: „Jetzt hat’s zwölfe g’schlag’n, du hast mi‘ lang g’nueg geärgert!“ Sie holte vom nahegelegenen Friedhofschuppen eine Schaufel. Als sie gerade mit der Schaufel auf den Hügel draufschlug und voll Zorn sagte:“ Verhöll-ter Tuifl, bisch nit bald hin“, hatte dies der Pfarrer gehört, der gerade aus der Sakristei kam. Er schüttelte nur den Kopf und dachte sich noch,jetzt ist die gute Frau narrisch word’n? Er ging zur „Schlägerin“ hin und fragte besorgt:“ Ja gute Frau, was störst du deines verstorbenen Mannes Ruh? Der arme Mann ist ja längst schon tot, was schlägst du noch auf den Grabeshügel?“ „Das hat seinen Grund,“ meinte die Frau, „ich dulde im Grab keinen Blumenklau, ich habe auch gemeint, dass er hin ist, aber derweil rührt er sich noch immer unterm Blumen-stock. Was muess er noch meine Blumen annagen, so a Schädling g’hört einfach derschlagn!“ „Aber nein,“sagte darauf der Pfarrer, „a Toter frißt doch keine Blumen, so leicht lass i mi‘ nit verdummen!“Darauf erwiederte die Frau lachend:“ Aber na, Herr Pfarrer, nicht mein Mann sondern der Maulwurf alloan war schuld an meiner Schlägerei. Und jetzt hoff i, dass die Sach‘ vorbei ist, mit der Maus ist es aus und wie auch immer, hin ist hin, die schadet jetzt nimmer.“ Kopfschüttelnd ging da dann der Pfarrer ins Widum, während die Frau die Schaufel zurücktrug.
© Josef Sonnweber 2020-08-29