Hinter deiner Maske

Judith Steinbach

von Judith Steinbach

Story
Sporthalle đŸ„…

Es ist mir nie schwergefallen mich in Menschen hineinzuversetzen, es war, als ob ihre GefĂŒhle meine eigenen waren. Leiser aber immer da. Nur bei dir war es anders und ich wusste nicht einmal warum. Immer wenn ich dich sah, wollte ich wissen was in dir vorging, wie du dich fĂŒhltest. Doch nichts verriet es. Weder deine Haltung und Körpersprache noch deine Lippen gaben irgendwas darĂŒber preis. Und das machte mich umso neugieriger. Was verbarg sich hinter deiner Maske, die irgendwo zwischen Nachdenken und Lachen festgefroren war. Doch so gut, dass ich dich fragen konnte, kannten wir uns nicht. Ich hatte meine Clique in der Schule und du die deine. Außerdem hattest du schon einen Haufen an weiblichen Freunden. Also eigentlich brauchtest du mich nicht und sind wir ehrlich, ich hĂ€tte auch nie den Mut gehabt dich anzusprechen. Aber irgendwas an dir faszinierte mich. Vielleicht auch einfach nur, dass ich bei dir nie verstand, was in dir vorging und auch keiner deiner GefĂŒhle ablesen konnte.

„Hey.“ Als ich die Stimme hinter mir hörte, drehte ich mich ĂŒberrascht und leicht erschrocken um. Ich blickte in deine Augen und alles, was ich gerade noch sagen wollte, blieb mir im Hals stecken. „Hi Liam“, antwortete ich und forschte in deinem Gesicht nach irgendeinem Anzeichen von Emotionen, doch ich konnte nichts erkennen. Deine Lippen deuteten ein LĂ€cheln an, doch sie deuteten es nur an. Unbewusst seufzte ich frustriert und ich hĂ€tte mich dafĂŒr ohrfeigen können. Doch du schienst es nicht gehört zu haben. „Judith, kann ich dich etwas fragen?“, fragte er mich und ich nickte nur. „Also Ahm heute ist ja das Smash Ball Turnier und also Paul kann doch nicht spielen. Und Lena und Michaela haben gemeint das du gut seist 
“ „Du willst, dass ich statt Paul spiele?“, fragte ich und zog dabei unglĂ€ubig eine Augenbraue hoch, gerade hattest du doch etwas verunsichert ausgesehen und es war fast etwas wie ein Sieg fĂŒr mich, endlich ein wenig hinter deine Maske gesehen zu haben. Er nickte und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Ja okay, ich mach’ es, aber ich kann dir nichts versprechen“, stimmte ich nach kurzem Überlegen zu. Er nickte, lĂ€chelte und schlug mit mir ein. Gemeinsam rannten wir hinunter zu den TurnsĂ€len.

Das Spiel war vorbei. Ich war außer Atem und mit einer Hand rieb ich ĂŒber meine Seite, die schmerzte, gegen Ende hatte mich jemand gerammt und seitdem tat sie ein wenig weh. Auf einmal schlangen sich zwei starke Arme von hinten um mich. Ich drehte mich um und blickte in deine dunklen Augen, die voll von Anerkennung und etwas anderem waren, was ich nicht zuordnen konnte. „Liam 
“, begann ich unter Lachen, wir hatten gewonnen. Doch du blicktest mich nur ernst an und lehntest deine Stirn an meine dann sagtest du so leise, dass nur ich es hören konnte: „Ja und dass nur deinetwegen, hĂ€ttest du nicht fĂŒr den Ausgleich gesorgt hĂ€tten wir verloren!“ Und dann legtest du deine Lippen auf meine und ich wusste, was das andere GefĂŒhl war, das ich in deinen Augen gesehen hatte.

© Judith Steinbach 2025-04-10

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Romane & ErzÀhlungen
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Emotional
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