Sommer, unendlich lange, helle Abende, Treffen auf der Terrasse, Eis essen mit den Kindern und Enkelkindern, einfach wunderbar. Sommer das bedeutet für mich: bequeme Kleidung in Baumwollstoffen, weiß oder in dezenten bunten Farben. Ich könnte nie genug davon bekommen. Und da ich kein offizielles Amt mehr bekleide und auch keinem anderen regulären Job nachgehe, habe ich meine Kleiderwahl meiner neuen Lebenssituation angepasst. Lockere, flatternde Hosen und Maxikleider anstelle von perfekt sitzenden und sauber gebügelten T-Shirts und Hemdblusenkleidern, das ist meine neue Sommermode. Ich liebe es. Und ganz besonders mein neues Maxikleid in dezenten Grün-, Rosa und Beigentönen. Ein bisschen erinnert es mich an die Hippiezeit, an Filme vom Woodstock-Festival, wo langmähnige Frauen und Männer ihren Tag mit Singen und Träumen verbrachten. ‚If you’re going to San Francisco‘ klingt es in meinem Kopf. Nein, den Blumenschmuck spare ich mir natürlich, aber die Musik klingt immer noch nach. Und die Erinnerungen an diese Ferien in der Bretagne, mit Segelkurs und Segelschein bei bestandener Prüfung. Ich war dabei, versuchte mein Bestes, lernte etwas über Vorder- und Hintersegel, über mathematische Winkelberechnungen, um eventuellen Stürmen zu trotzen. Zum Segelschein reichte es dann trotzdem nicht. Sei’s drum. Viel mehr imponierte mir diese Mitreisende. Ihre lange blonde Lockenmähne passend zum Hippiekleid und ihre unvergessliche Juliane-Werding-Stimme machten sie zum Star der männlichen Jungsegler. ‚The night, they drove old Dixie down“. Nie werde ich die Lagerfeuer-Nächte unter dem kühlen, bretonischen Sternenhimmel vergessen. Wieder zu Hause in Köln, übte auch ich mich in der Kunst des Gitarrespielens, wenn es schon zum Segelschein nicht gereicht hatte. Heute steht meine ‚Klampfe‘ immer noch im Wohnzimmer und freut sich auf ihren Einsatz. Zwar nicht beim Lagerfeuer, wobei das zu meiner Erdgeschosswohnung gehörende Rasenstück durchaus Platz für solch eine Veranstaltung bieten würde. Dafür aber für die Momente, in denen Wehmut aufkommt. Wehmut und Erinnerungen an Janis, Jimi und Frank, meine Idole und Jugendhelden und an ihr gewagtes, wildes Leben. Ich durfte sie immer nur ein paar Schritte auf ihrem Weg begleiten. Obwohl heute, als frisch gebackene Rentnerin, dazu noch im Hippiekleid, nehme ich mir die Zeit, greife ich nach meiner ‚Klampfe‘ und bringe allen jungen, alten, berühmten und unbekannten Blumenkindern ein Ständchen. ‚If you’re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair!‘ Alles Gute für euch, meine lieben Hippie-Freunde.
© Eva-Maria Fontaine 2024-09-27