von Story_Sisters
Das Sportheim, in dem die JahrgĂ€nge unserer Schule die Skiwoche verbrachten, liegt auf dem Golm. Das ist eine Anhöhe oberhalb von Tschagguns im Montafon. Jeweils drei Klassen hatten darin Platz. Es war immer spannend, auf welche Jungs und MĂ€dchen man treffen wĂŒrde.
Die LehrkrÀfte des Turnunterrichtes betreuten uns. Manchmal kamen auch Profeten von anderen FÀchern mit, sie mussten nur gut Ski fahren können.
Herr Wilhelm, unser Schulwart, war der Herr der Herdringe. Ihn mochten wir sehr. Er kam aus Wien und war mit viel Humor gesegnet. Wenn Willi ein PĂ€rchen in einer leeren Klasse beim Schmusen erwischte, murmelte er gutmĂŒtig: âImmer diesöbm!â und gab ihnen fĂŒnf Minuten, bevor er zum Absperren wiederkam.
Nun kochte er fĂŒr uns. Wir halfen abwechselnd in der KĂŒche und freuten uns an seinen lĂ€ssigen SprĂŒchen. âA bissl a Soiz einibetoniernâ, das bedeutete: Das schmeckt noch zu fad.
Die Abende waren sehr lustig. Wer mit schauspielerischem Talent gesegnet war, fĂŒhrte Proben seines Könnens vor. Auch die Lehrer genossen den Ausnahmezustand sichtlich. Der immer scharf und streng dreinblickende Fink wies einmal seine Kollegin Oberhauser zurecht:
âLach nicht so obszön!â Worauf sie noch eine Salve zulegte. Wir aber rĂ€tselten, was das Wort wohl bedeuten könnte.
Doch auch fĂŒr andere Mitglieder der Schule stand das Haus Matschwitz offen, nĂ€mlich Samstag/Sonntag zwischen zwei Skiwochen. Der Willi blieb dann auf dem Golm, versorgte die GĂ€ste und schnallte in der Freizeit die Bretteln an die FĂŒĂe.
Selbst nutzte ich dieses Angebot auch einmal, zusammen mit ein paar MitschĂŒlerinnen. Wir fuhren mit Bahn, Postauto und SchrĂ€gaufzug zum Golm hinauf. Damals waren diese praktischen RucksĂ€cke noch nicht modern, wir schleppten Reisetaschen. Hinzu kamen die Ski â eine umstĂ€ndliche Kombination.
Kurz zuvor hatte ich meiner Elastic-Skihose einen moderneren Schnitt verpasst. Sie war so bieder und viel zu weit. Wenn man kein Gramm zuviel hatte, sollte sie schön eng sein. Meine Mutter durfte natĂŒrlich nichts wissen. Heimlich trennte ich die Naht auf und ratterte eine neue herunter. Ich dachte mir nichts dabei, als ich einen normalen Faden verwendete.
Im Sporthaus hatte sich am Samstag auch Professor Fink mit Gattin und beiden Söhnen eingefunden. Wir brachten die Taschen ins Zimmer und marschierten zum Lift.
Ich war im AnfĂ€ngerstatus und bremste bei Bedarf mit dem Hosenboden. Nach dem dritten Grounding merkte ich, wie ein StĂŒck der rechten Naht riss. NatĂŒrlich, der Stoff war dehnbar, der Faden nicht.
Nach einer Weile wieder: Krach! Ăber die gesamte LĂ€nge. Darunter trug ich meine wĂ€rmste Strumpfhose. Die war rot. Knallrot. Bald löste sich zu meinem Schreck auch die linke Seite. Jetzt aber schnellstmöglich zurĂŒck zum Haus! Avanti subito!
Beide Hosenbeine flatterten, als ich mich dem Haus nÀherte. Davor stand Frau Fink mit ihren Buben. Bei meinem Anblick musste sie so derart lachen, dass sie in den Schnee purzelte.
(Iris)
Foto: Michael Kilcoyne
© Story_Sisters 2021-01-26