Hochsensiblität

Angela Brückl

von Angela Brückl

Story


Einige Zeit reagierte ich auch hochsensibel auf einige Themen. Über die lange Zeit der Pferdearbeit mit den Persönlichkeitsprozessen scheint es mir, ich bin nicht mehr so empfindlich. Ich kann immer noch spüren, was da in der Luft liegt, aber mich beeinträchtigt es nicht mehr.

Wieso sind wir überhaupt hochsensibel geworden? Ich nehme mal als Beispiel meine Stute Merliah dafür. Sie wurde leicht sediert als sie eingeritten wurde. Das bedeutet ihr Fluchtimpulse wurde unterdrückt. Vor ein paar Wochen warf sie mir mal den Brocken: „immer noch Raubtier“ an den Kopf. Ja und sie hat recht, ich esse nicht viel Fleisch, aber ich esse manchmal Fleisch. Sie kann es spüren und eigentlich würde sie gerne flüchten, denn ich bin ja ein Raubtier.

Meine Stute musste lernen da zu bleiben, sie musste ihren Impuls unterdrücken.

So geht es uns Menschen andauernd. Wir dürfen nicht dem Leben nach leben, denn es passt nicht in unser Gesellschaftsdenken. Jeder ist sensible, aber es gibt jetzt immer mehr die darunter leiden und sie werden in die Schublade „Hochsensibel“ gesteckt.

Mein hochsensibles Pferd, ist in anderen Situationen gar nicht sensibel. Es ist ein Teil von ihr, eine Aufgabe, die sie zu erfüllen hat und natürlich mein Spiegel.

Mir kommt so die Idee, dass Hochsensibilität nichts Außergewöhnliches ist. Es ist in jedem zu finden. Es ist dazu da uns zu beschützen und sie tritt in den Vordergrund, wenn wir einfach nicht auf unsere Stimme in uns hören. Wir werden immer empfindlicher, weil die leise Stimme in uns immer lauter werden muss, damit wir endlich hinhören. Es ist ein Weg und deshalb leiden wir unter der Sensibilität, aber eigentlich geht es um eine Wahrnehmung, die wir uns selbst nicht schenken.

Menschen, die von sich selbst sagen, dass man sie doch verstehen müsste, da sie hochsensible sind, diese Menschen nutzen es auch oft als Ausrede. Das passiert alles unbewusst, es ist keine Verurteilung. Auch ich bin sensible und es wurde zu einer Hochsensibilität, als ich meine Wahrnehmung ignorierte.

Wenn mir bewusst ist, dass ich Schwingung wahrnehmen kann, dann darf ich mir gratulieren, aber es ist eine große Herausforderung, die Toleranz und Geduld aufzubringen, dass alle Anderen ihren Weg auch finden, wo sie erkennen „wir sind alle hochsensibel“.

Wie heißt es so schön, „erst Fluch, dann Segen“.

Wenn wir leiden, weil wir so sind, wie wir sind, dann stimmt was nicht. Vielleicht braucht es einen Perspektivenwechsel, vielleicht auch nur ein annehmen?



© Angela Brückl 2024-03-06

Genres
Spiritualität, Lebenshilfe
Stimmung
Hoffnungsvoll, Inspirierend, Reflektierend
Hashtags