von EvGre
Langenlebarn in den Donauauen, eine Siedlung, in der Häuser auf Stelzen stehen, verewigt in einer Folge der legendären Serie „Kottan ermittelt“. Bemerkenswert, wie in diesem Film, die Umgebung, Menschen und auch das Flair dieser Siedlung eingefangen wurde. Auch meine Eltern und mein Onkel samt Familie hatten da ihre Wochenendhäuser. Wie gesagt auf Stelzen, da sich alle paar Jahre Hochwasser einstellte und die gesamte Anlage bis zu einem Meter unter Wasser stand. Man konnte in so einem Fall nur per Boot zu seinem Haus. Vorausgesetzt, man hatte eines. Es kam auch vor, dass man über Nacht vom Wasser überrascht wurde. Normalerweise wurde man aber rechtzeitig gewarnt, um alles rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Für uns Kinder war das aufregend, zu wissen, dass Wassermassen unseren Garten überschwemmen könnten. In der Früh bei der Tür hinaus geschaut und alles steht unter Wasser.
Eine seltsame Stille umfing uns. Kein Laut aus den umliegenden Gärten, kein Lachen, kein Spielen oder Handwerken. Nur ab und zu das Plätschern einer Ente, die gerade am Wasser gelandet ist oder ihren Kopf unter Wasser steckte, um nach Nahrung zu suchen. Es war schon ein merkwürdiger Zustand, der sich da einstellte. Die Menschen waren auf ihre Häuser konzentriert und mussten dort miteinander zurechtkommen.
Wenn man einander besuchen wollte, musste das per Boot geschehen. Falls man eines hatte. Wir Kinder genossen unser kleines Venedig bei dem warmen und teileweise sonnigen Wetter auf unserenTerrassen. Meine Mutter hatte einen Kuchen gebacken zur Kaffejause am Nachmittag und lud Onkel samt Familie dazu ein. Wie sollten sie die 150 m zu uns herüberkommen?
Mein Onkel, ein findiger Kopf, funktionierte kurzerhand eine alte Badewanne unter Zuhilfenahme einer passenden Holzstange als Paddel um, und schon ging es los. Meine Cousine wurde als erste zu uns transportiert und es funktionierte klaglos. Also wird die Tante abgeholt. Von unserer Terrasse konnten wir das Geschehen verfolgen wie im Kino, was wir selbstverständlich sehr genossen. Meine Tante war eine recht korpulente Dame und es kam, wie es kommen musste, sie stieg unter Mühen und mit tatkräftiger Hilfe des Onkels in die Badewanne ein und was machte die, ihr erratet es, sie sank. Zentimeter für Zentimeter ganz langsam, bis das Wasser eindrang und sie letztendlich auf Grund lief.
Das Gesicht, das meine Tante dabei machte, kann ich bis heute nicht vergessen. Sie schaute derartig verdutzt drein, sie war auch unfähig, irgendetwas zu unternehmen, um der nassen Versenkung zu entkommen. Meinen Onkel hat das ganze ja eher belustigt.
Auch wir mussten schallend lachen, wir fanden die Situation sehr witzig, von meiner Tante kann man das leider nicht behaupten. Ich lache bis heute, wenn ich daran denke. Nachdem sie ihren Badeanzug anhatte, ging sie eben zu Fuß durch das Wasser zu uns. Wurde samt Onkel von uns trocken gelegt, und wir konnten in allgemeiner Erheiterung unsere Sonntagsjause genießen.
© EvGre 2020-11-19