von Julia S.
Ich gehe.
Hinterlasse Fußabdrücke. Nicht nur.
Heute.
Der Sonnenschein spielt mit der Kälte. Lässt den Schnee und das Eis von gestern noch einmal glitzern. Noch einmal funkeln. Noch einmal. Das schönste Funkeldasein findet ein nasses Ende und kommt doch irgendwann wieder.
Ich gehe.
Denke an mein Untertauchen der letzten Monate. Ich versinke nicht, schwimme immer wieder an die Oberfläche. Brauche Luft. Bleibe. Ich will mich nicht weiter verstecken. Das hat mir schon als Kind keine Freude bereitet. Eher verängstigt. Gebremst. Und doch musste und muss es manchmal sein. Nicht nur.
Heute.
Da sehe ich diese Karte. Direkt vor mir in der Pfütze geschmolzener Glitzerfunkelschneesterne. Aufgeweicht aber intakt. Ich hebe sie vorsichtig aus dem Wasser, schüttle sie und sehe mir das Bild genauer an. Ein Paar. Ein Hochzeitspaar. Auf einem Seil aufeinander zugehend. Weit über dem Boden. Mit Stangen die Balance haltend. Konzentriert. Fokussiert.
Ist es Liebe? Eine Show von Artisten? Ist die Liebe ein Wagnis? Ein schwebender Zustand? Heißt es in der Ehe mutig zu sein? Ohne Angst vor dem Fall?
Ich gehe.
Dabei drehe ich die Karte um. Suche vergeblich nach einer Adresse. Lese ein Gedicht. Es bleibt wahrscheinlich in meinem Gedächtnis. Nicht nur.
Heute.
Gedankenversunken.
Schwimme ich an der Oberfläche.
Gedankenvoll.
Überkommt mich Leere.
Gedankenverloren.
Suche ich.
Dich.
© Julia S. 2022-11-20