von Margarete Buhl
Ja, richtig gelesen. Wir haben uns unter der karibischen Sonne am Strand das Ja-Wort gegeben.
Das liegt ein paar Jahre zurück – so viele, dass es noch nicht als Hochzeitspaket im Katalog angepriesen wurde.
Wir wollten keine klassische Hochzeit. Nicht mit der zerstrittenen Verwandtschaft, nicht von Eltern finanziert, die dann doch nur reinreden wollen. Lieber wären wir unverheiratet geblieben, als so etwas durchzustehen.
Als ich in einem Zeitungsartikel las, man könne in der Karibik heiraten, war ich Feuer und Flamme, mein Partner schnell angesteckt.
Ach, die Vorbereitungen! So gar nicht romantisch. Bescheinigungen, Übersetzungen vom Notariat beurkundet, die Beurkundung selbst übersetzt.
Dann buchten wir unseren Urlaub auf Grenada. Eine der Inseln über dem Winde, die Gewürzinsel. Alles klingt magisch aus dem kalten Deutschland betrachtet. Bilder von türkisem Wasser und weißen Stränden vor Augen machten wir uns im Dezember auf den Weg. Mein erster Flug überhaupt und dann auch noch so lang!
Feuchte Hitze bei der Ankunft, weil wir direkt nach dem nachmittäglichen Regenguss aus dem Flugzeug stiegen. Fremde Gerüche, mehr oder weniger freundliche Menschen. Hibiskusblüten auf dem Frühstücksteller, Muskatnüsse, fliegende Fische zum Abendessen, Kokosnüsse mit der Machete aufgeschlagen.
Die Strände waren weiß. Das Wasser von einer Farbe, die so einzigartig ist, dass ich sie nicht beschreiben kann. Die Düfte der Insel umwerfend, vom Gestank der offenen Abwässer bis zum lieblichen Duft der Frangipani-Blüten.
Aber dann, beim Gespräch mit der Managerin des Hotels, die niederschmetternde Nachricht, dass wir eine bestimmte Anzahl von Werktagen auf der Insel sein müssten, um heiraten zu können.
Aus der Traum.
Ach, man werde sehen. Das hier sei Grenada, nicht Deutschland.
Man packte uns in einen Bus und es ging nach St. Georges, der Hauptstadt. Eine Gebührenmarke für das Amt, ein Termin bei einem strengen Beamten, eine kurze Diskussion, bei der erst ein, dann beide Augen zugedrückt wurden. Schnell noch Ringe gekauft im damals einzigen Schmuckladen (es gibt ihn noch) und dann, einen Tag vor der Abreise, war es so weit.
Am Strand unter einem Bogen aus Palmzweigen, in die Frangipani- und Hibiskusblüten eingeflochten waren, unter den Klängen von Steeldrums, nahm ein Beamter uns ein Ehegelübde ab, das wir nicht verstanden, sondern nur nachplapperten, ein Fotograf machte (vorwiegend schreckliche) Aufnahmen. Als ich am Strand meine Strümpfe abstreifte, weil wir mit den Füßen ins Wasser sollten, pfiffen und klatschten Wildfremde, am Abend gab es Hummer und Callalou-Suppe, die meinem Mann mit einem Augenzwinkern nachgeschöpft wurde, weil sie so gut *zwinker* für Männer *zwinker* speziell in der Hochzeitsnacht geeignet sei *zwinkerzwinker*.
Es war wunderbar, unvergesslich.
Ob es half?
Wir sind noch verheiratet und waren zur silbernen Hochzeit dort. Das sagt doch wohl alles, oder? (Kinder haben wir auch *zwinker*)
© Margarete Buhl 2021-02-26