von MissLiz
Mein erstes Silvesterfest in Schottland. Ich war sehr aufgeregt. Der Jahreswechsel ist eine große Sache in Schottland.
Also flog ich am 28. Dezember aus Wien zurück. Am 29. stiegen Ellie und ich in mein Auto und fuhren nach Oban. Dort trafen wir Freunde von ihr mit denen wir dann weiter die Küste entlang bis zu Fähre nach Easdale tingelten. Das Wort Fähre ist etwas übertrieben. In 1997 war das ein kleines Boot mit Außenbordmotor. Und das Fährhäuschen glich eher einer Telefonzelle als einem Verkaufsbüro.
Unsere Unterkunft war das Hinterzimmer des Pubs, das im Sommer als Restaurant genutzt wurde. Wir campten auf den Bänken und am Boden. Am ersten Abende kam ein riesiger Wetterumschwung und die kleine Insel wurden von Orkanböhen geschüttelt. Teile der Insel von meterhohen Wellen überspült wurden. Es war sehr beeindruckend.
Am Hogmanay-morgen brach dann die Wasserleitung zur Insel und wir durften Wasser nur noch für die nötigsten Dinge verwenden.
Sprich wir tranken Bier statt Wasser. So saßen wir schon um 11 Uhr vormittags im Pyjama im Pub, tranken Bier und spielten Darts. William hatte seine Gitarre mit und spielte unermüdlich. Am Abend gingen dann alle Inselbewohner in Dorfhalle zum Feiern. Es wurde eine selbstinszenierte Panto (Theaterstück in dem Männer Frauen spielen) zu besten gegeben, musiziert und Ceildh getanzt, Gedichte erzählt und natürlich gegessen und getrunken. Es war feucht fröhlich im wahrsten Sinne des Wortes, weil das Dach ziemlich undicht war.
Um Mitternacht sangen dann alle ein Lied von Roberts Burns, Auld Lang Syne. Das kennt ihr sicher, weil das oft im amerikanischen Filmen gesungen wird.
Danach brachen alle auf, um von Haus zu Haus zu gehen zum First Footing. (Das ist eine sehr nette schottische Tradition wo man am Jahresanfang Freunde, Verwandte und Bekannte besucht und Whisky und eine Stück Kohle als Glücksbringer mitbringt. Darum ist in Schottland der 2. Jänner auch noch ein Feiertag.)
First footing war sehr lustig, weil ja alle in der Prozession waren und der jeweilige Besuchte schnell vorauslaufen musste. Und wo wir hingingen, wurde wie stille Post von einem zum anderen weitergegeben. Als die Info bei uns ankam verstand ich nur: wir gehen zu Mellon. Ob der wirklich so geheissen hat, weiss ich nicht. Es gab so 20 Häuser zu besuchen. Als es hell wurde, fand dann ein Fußballmatch zwischen den Gästen und den Einheimischen statt. Dass sich da niemand verletzt hat, grenzt an ein Wunder.
Nach so einer bsoffenen Gschicht wäre eine Dusche echt gut gewesen aber es gab ja kein Wasser. Einige von uns sind dann in der Unterwäsche und mit Seife bewaffnet durch den Regen gelaufen. Nach 3 Tagen beruhigt sich das Wetter endlich und wir konnten die Insel verlassen. Am Festland angekommen, trauten wir unseren Augen nicht. Viele der Autos der sind vom Sturm von der Kaimauer ins Meer gespült worden. Vom Fährhäuschen keine Spur. Ich war echt froh, dass wir so spät angekommen sind, und ich in der 2. Reihe parken musste.
© MissLiz 2020-01-08