von Heidi Collon
Sechs Wochen nach unserem Rekonvaleszenzurlaub in Istrien, gelang es uns endlich zu heiraten. Obwohl wir erst kurz zuvor am Meer gewesen waren, bestand ich auf Flitterwochen. Nach all der Aufregung brauchten wir einfach noch eine Auszeit, fand ich.
Bei der Wahl der Destination ließ ich mich von der Wettervorhersage leiten. Am Ende der Nebensaison, fallen unter dieser Prämisse schon einige Ziele sprichwörtlich ins Wasser. Übrig blieb Gozo – die Schwesterinsel Maltas. Da die Überfahrt etwas kompliziert schien, gönnten wir uns den Luxus eines Shuttletaxis. In Viktoria Gozo’s Hauptstadt befand sich unsere Unterkunft, ein entzückendes, winziges Häuslein mit Dachterrasse direkt neben der Kathedrale. Die Kirchenglocken standen sozusagen direkt neben unserem Bett, weshalb dieses Haus wohl auch so günstig zu haben war. Unser Vermieter Ted war entzückend und empfing uns mit zwei Sektgläsern in der Hand. Wir waren hingerissen.“And tomorrow I have a real honeymoon special for you,“ versprach er uns als er schon im Türrahmen stand, um sich zu verabschieden, “ you can fetch your Cabrio.“ Oh wow, ein Cabrio. Damit hatten wir nicht gerechnet. Besser ging’s nicht.
Am nächsten Morgen gleich nach dem Frühstück zogen wir los, um unser Traumauto abzuholen. Das Gefährt, dem wir im Dunkel einer Garage gegenüberstanden, verschlug uns förmlich die Sprache, bis mein Liebster laut losprustete. Da stand ein Wüstengefährt à la Tim und Struppi. An sich war’s schon abenteuerlich genug auf der linken Straßenseite fahren zu müssen, dieses Cabrio jedoch überstieg unsere kühnsten Vorstellungen. Als uns Ted eines Tages mit diesem Cabrio erblickte, schnappte er nach Luft wurde bleich und meinte es sei der Wahnsinn mit diesem Ding da, durch die Gegend zu kutschieren. Wir müssten es sofort umtauschen. Er zerrte uns zum Autoverleih, wo offensichtlich ein Kumpel von ihm das Sagen hatte. „You know, they are on honeymoon,“ fauchte er ihn an. „Would be a pity if they die!“ Das fanden wir allerdings auch. Fortan fuhren wir also brav mit einem Volvo durch Gozo.
Er war schon sehr fürsorglich unser Ted. Jedes Mal wenn er uns sah, sagte er: „Did you already visit … “ und es endete fast immer mit der Besichtigung eines kulturellen Highlights. Um das Gebot der Höflichkeit zu wahren, sprangen wir fortan wie zwei Agenten in eine Türnische sobald wir seinen Schatten sahen. Doch einmal erwischte er uns doch und so erlebten wir ein weiters unvergessliches Event -Operngala in Viktoria. Natürlich wurden wir auch zum Empfang geladen, wo wir plaudernd mit dem Bischof Sekt schlürften. Am nächsten Sonntag besuchten wir seine Messe. Als er uns entdeckte, unterbrach er seine Predigt, schaute uns an und verkündete dem Volk:“Let us welcome our honeymoon guests from Austria.“ Alle drehten sich um, Applaus hallte in den Kirchenwänden wider. Fast waren wir versucht uns hochrot zu verbeugen, da sich einfach kein Loch fand in dem wir verschwinden konnten.
© Heidi Collon 2020-08-23