Hortensienumarmung

Sabine Benedukt

von Sabine Benedukt

Story
Pasching 2023

Langsam wird es kalt und im Garten ist nicht mehr viel zu tun. Aber wenn es das Wetter zulĂ€sst, tĂŒdle ich gerne noch draußen herum, da finde ich immer was. Manchmal kehre ich herabgefallenes Laub unter die StrĂ€ucher und BĂ€ume, als DĂŒnger. Oder ein paar letzte Himbeeren gibt es noch zu naschen. Vereinzelt blĂŒht da ein kleines, gelbes RingelblĂŒmchen, oder eine vornehme Rose trotzt dem kalten Wind. Ich hole sie herein, stell sie in eine kleine Vase und freu mich daran, dass sie unseren Tisch noch ein bisschen farbenfroh zieren.

Bis jetzt war noch Regenwasser in der Tonne, damit konnte ich die Oleander und Palmen gießen, die wir unter das Dach gestellt haben, wo ihnen der Winterwind nicht so um die BlĂ€tter blĂ€st. Hier können sie bleiben, bis richtig starker Frost droht. Sie sind abgehĂ€rtet, denn sie wissen, die Alternative ist die dunkle Garage.

Die Hortensien bleiben an der Nordseite des Hauses unter dem Dach auch im Freien. Sie halten den ganzen kalten Winter tapfer durch. Um es ihnen ein bisschen gemĂŒtlicher zu machen, umarme ich sie mit alten JutesĂ€cken und einer dicken Schnur in der Hand, und packe sie so warm ein. Weil die Äste sehr verzweigt und sie schon ganz schön groß sind, und ich ganz nah an sie herankomme, fĂŒhlt es sich fast so an, als wĂŒrden sie mich auch dankbar in ihre Äste schließen. So ein MĂ€ntelchen tut ihnen gut. FrĂŒher dachte ich, an der SĂŒdseite des Hauses hĂ€tten sie es wĂ€rmer, aber da ist Vorsicht geboten! Hier strahlt ihnen im zeitigen FrĂŒhling schon die Sonne entgegen und verleitet die zarten Knospen zu frĂŒh neugierig hervorzusprießen. Aber wenn dann noch einmal unerwartet eisiger Frost kommt, ist es vorbei mit der Pracht und den BlĂŒten fĂŒr das kommende Jahr, denn dann frieren die Knospen ab. Also bremse ich sie auf der Nordseite lieber ein bisschen ein, damit sie nicht gar so ungeduldig und zu frĂŒh aus der Winterstarre erwachen. Schließlich danken sie uns das ja dann mit wunderschönen BlĂŒten, die ihre Farbe auch gerne mal von weiß oder rosa auf grĂŒn Ă€ndern. Auch die BlĂ€tter verĂ€ndern im Herbst die Farbe und werden teilweise rot. Im Sommer sind die Hortensien zwar durstig, aber dafĂŒr behalten sie ihre Pracht bis spĂ€t in den Herbst. Und die BlĂŒten eignen sich auch wunderbar fĂŒr ein herbstliches Gesteck, einen TĂŒrkranz oder getrocknet in der Vase, so gefallen sie auch noch im dunkleren Winter im Haus.

Unsere Fichten haben mir rechtzeitig „Tannen“-Zapfen in die Wiese geworfen. Das passt gut, fĂŒr den ersten Adventschmuck vor dem Haus. Da habe ich auch dazu gelernt: Tannen werfen keine Zapfen ab, das machen die Fichten. Also sind es eigentlich Fichtenzapfen. NatĂŒrlich lasse ich die meisten in unserem wilden Eck liegen, damit EichelhĂ€her, Eichhörnchen und andere Gartenbewohner was zu fressen finden. FĂŒr den Adventschmuck musste aber auch die Tanne was hergeben, ihre Zweige gefallen mir besser, das ist nicht zu leugnen. Allzu lange ist der Gartenaufenthalt aber dann doch nicht mehr, es ist kalt geworden. Schön zu wissen, dass da im alten Bauernkasten die getrockneten KrĂ€uter fĂŒr eine wĂ€rmende Tasse Tee stehen.


© Sabine Benedukt 2023-11-25

Genres
Romane & ErzÀhlungen, Humor& Satire
Stimmung
Informativ, Inspirierend, Unbeschwert
Hashtags