… sorgte in den Siebzigern und Achtzigern in den Discotheken für weiche Knie. Während die britische Soul- und Funkband den Zenit ihrer Karriere längst überschritten hat, wird das gleichnamige Genussmittel immer ein Hit sein und jährlich gefeiert. Von fest nach flüssig wechseln die Aggregatzustände, wenn ich hinterbliebene weihnachtliche und österliche Veteranen entkleide und in einem Bad von heißer Eselsmilch schmelze. Hm… lieber Kuh. Das Mischverhältnis lautet im Optimalfall „Geschmolzene Schokolade an Milch“, keinesfalls umgekehrt! Idealer, was ja im engeren Wortsinn ein Ding der Unmöglichkeit ist: Captain Morgan gibt einen ordentlichen Schuss Rum dazu. Früher nannte man dieses Sexy Thing Lumumba, politisch korrekter ist die dänische tote Tante, mit der offenbar niemand ein Problem hat. Arme Frau.
Politisch korrekte Schokolade ist in der Regel teurer, und das ist fair. Welchen Preis ich im Ernstfall zu zahlen bereit wäre, mag ich mir gar nicht vorstellen. So wie andere Menschen Auto fahren, rauchen oder die Heizung einschalten, benötige ich das Kakaoprodukt zum Überleben. Um das klarzustellen: Es war stets die erhitzte Variante, die mich verführte und jeder Willenskraft beraubte. Heiß musste die Schoki sein. Kalte Schnauze lässt mich kalt. Strahlende Kinderaugen beobachteten mütterliche Hände, die frisch gebackene Plätzchen mit flüssiger Schokolade bestrichen und die Sachertorte mit dem edlen Guss überzogen. Heiß ersehnt der Moment, wenn der Topf beiseite gestellt wurde und sich kleine Küchengehilfen über die Reste hermachen durften. Später klammerten sich winters kalte Finger um heiße Becher, der Inhalt: In Milch gelöste Schokolade. Gesüßtes Kakaopulver kann da nicht mithalten. Es ist kein Zufall, dass sich das dunkle Gold in zum Kauf animierenden Werbespots regelmäßig über die angepriesene Süßspeise ergießt und Dessertteller verschönert. Der dekorative Anblick lässt das Wasser im Mund zusammenfließen.
Schokoladenbraun ist meine Lieblingsfarbe und macht diese Couleur, im Gegensatz zu anderen Assoziationen mit dieser Färbung, gesellschaftsfähig. Mittlerweile kommt die schokoladige Leckerei eh in allen Farben des Regenbogens daher. Natürlicherweise in (fast) schwarz, braun, weiß und rosa, alles andere ist Hexenwerk der Lebensmittelindustrie.
Auch ist es kein Gerücht, dass das Produkt aus Kakaomasse, Kakaobutter, Zucker, Milchpulver, Gewürzen und Aromen, glücklich macht. Woran das liegt, ist wissenschaftlich umstritten. Erforscht wurden in diesem Zusammenhang unterschiedliche Inhaltsstoffe: Theobromin macht wach. Das erklärt den Shot im Cappuccino, Scho-ka-kola und Pocket Coffee. Phenethylamin fördert die Lust, das Antidepressivum Tryptophan zaubert Traurige fröhlich und für das Cannabinoid Anandamid spricht die Übersetzung aus dem Sanskrit für sich: Ananda bedeutet Freude oder reines Glück. Die Forscher zweifeln jedoch die Wirksamkeit der marginalen Dosen an. Ungläubige! I believe in miracels (you sexy thing).
Fast zu gut um wahr zu sein: Schoki ist gut gegen Falten! Und beugt Karies vor. Wenn man den Zucker weglässt. Kein guter Plan. Schokolade ist in doppeltem Wortsinn gut für’s Herz – und für die Wundheilung. Wer am Valentinstag zur Pralinenschachtel greift, macht grundsätzlich keinen Fehler. In meinem Fall bitte beachten: Manche mögen’s heiß.
© Margot Lamers-Zigan 2024-02-02