von Kristin Hörning
Wer bin ich? Hm, das frage ich mich schon lange.
Wenn ich eins nicht bin, dann ist es unscheinbar, wie ein Kleidungsstück von der Stange.
Moment, doch, eigentlich bin ich unscheinbar durchaus,
und doch steche ich aus der Masse irgendwie heraus.
Denn ich bin hochsensibel,
oh ja, darauf geb‘ ich euch Brief und Siegel!
Ich nehme die Welt wahr auf besondere Weise,
nicht selten denken die Leute: „Gott, hat die ´ne Meise.“
Ich sehe das große Ganze in Zusammenhängen,
die die Wahrnehmungsgrenzen Normalsensibler sprengen.
Ich registriere Details und Reize in Masse und Intensität,
die sonst kaum ein anderer sieht oder versteht.
Den meisten bleibt verborgen diese überwältigende Welt,
die mich tagtäglich mit ihren bunten Farben überfällt.
Denn es ist nicht einfach, wahrzunehmen so viel und so intensiv,
nein, oft tut es einfach nur weh und überfordert mich massiv.
Und doch ist es wundervoll zur selben Zeit,
denn alles Schöne zeigt sich mir in seiner puren Vollkommenheit.
Ein Persönlichkeitsmerkmal – Fluch und Segen zugleich,
macht es mich der Wahrnehmung reich.
Auch wenn es manchmal ist eine kleine Last,
pausenlos und ohne Rast
so viel und so stark zu fühlen,
und sich die Gedanken permanent in meinem Kopf durchwühlen,
ist die Hochsensibilität meine Superkraft.
Wer ich bin? Das weiß ich nicht.
Doch was ich bin, das macht mich aus.
Hochsensibel erstrahle ich in meinem Licht.
© Kristin Hörning 2025-02-08