von Julie
Seit dem mir bewusst ist, dass Optimismus rückwärts gelesen “Sumsi-mit-Po”* heißt, habe ich meine Begeisterung für das Beobachten von Hummelpopos entdeckt. Kaum höre ich das so vertraute tiefe Brummeln, erspähe ich schon mein kleines Forschungsobjekt und verfolge es klammheimlich im gesamten Garten.
Die kleine pelzige Kugel fliegt mit solch einer Zielstrebigkeit von Duft zu Duft, dass ich manchmal nicht hinterherkomme. Wenn sie dann voller Tatendrang im Blumenkelch verschwindet, ist meine Stunde angebrochen. Ich hocke mich ganz neugierig vor die brummende Blume und grinse vor mich hin. Die pelzige Kugel wird beinahe ganz von der Blütenpracht verschluckt. Lediglich der runde, weiße, flauschige Po schaut noch heraus und manchmal auch das eine oder andere Beinchen.
Einmal holte ich dann rasch mein Skizzenbuch und versuchte nach und nach dieses liebevolle Bild, das mir die dienstbeflissene Hummel bot, einzufangen. Doch zu meiner Enttäuschung war ich einfach zu wenig begabt dafür. Naturstudien in malerischer Form festzuhalten, gehörte doch nicht so recht zu meinen Talenten. Mein auserwählter Hummelpopo flog weiter und ließ sich ein paar Meter später wieder nieder. Da erkannte ich plötzlich, dass sich die Flugstrecke im Vergleich zu den anderen Beobachtungszeiträumen nur geringfügig veränderte. Es schien eine gewisse “Spurtreue” beibehalten zu werden. Schnell versuchte ich mehr Informationen über die Hummeln zu sammeln und siehe da, so ein Verhalten wurde tatsächlich beschrieben.
Ich staunte nicht schlecht. Das sich wiederholende Patrouillenflugverhalten der männlichen Hummeln diente dem Paarungsverhalten. Obwohl jeden Herbst die männlichen Hummeln ihren letzten Flug antreten, werden über viele Jahre hinweg sehr ähnliche Flugstrecken von den Männchen genutzt, um ihre Pheromone besser “an die Frau” zu bringen. Ihre produzierten Duftwölkchen scheinen so intensiv auf den Blättern zu haften, dass sie über mehrere Jahre ”nachzuriechen“ sind.
Hummeln sind zudem noch sehr nützliche Bestäubertierchen und werden nicht müde in 18 Stunden an die 1000 Blüten aufzusuchen. Sie sind neben den Bienen wichtige “Obstbaumbefruchter” und sorgen für einen wesentlichen Ausgleich im ökologischen Kreislauf. Da sie körperlich robuster und ein bisschen widerstandsfähiger als Bienen sind, können sie auch bei geringeren Temperaturen oder während des Regens für ausreichende Bestäubung unserer Pflanzen sorgen. Sie sind quasi auch die Back-Up-Einheit unserer Honigmissionare.
Durch mein Hummelpopo-Jagd-Hobby, stelle ich mit Bedauern fest, dass neben den Bienen auch die pelzigen Kugeln weniger anzutreffen sind. Mittlerweile befinden sich 16 von den 70 in Europa bekannten Hummelarten auf der “roten Liste”, sind also vom Aussterben bedroht.
Angesichts der tristen Lage unserer Erde frage ich mich zunehmend, ob da mein sonst sehr ausgeprägter “Sumsimitpo” noch angebracht ist…
*Urheber ist mir unbekannt
© Julie 2021-04-30