No-Go-Areas

Max@Mustermann

von Max@Mustermann

Story

Noch interessanter als unerlaubtes Kauspielzeug sind verbotene Räume und Plätze, die No-Go-Areas des Hauses. Den ersten Stock haben wir durch ein Treppenschutzgitter vor und hinter der Stiege gesichert. Unermüdlich versucht Kingston sich still und heimlich hineinzuschwindeln. Bis dato ohne großen Erfolg. Was er sich oben wohl erwartet. Den Hundehimmel mit 72 ungekauten Ochsenziemern? Auf jeden Fall muss es großartig und erstrebenswert sein, denn warum sonst würde dieser Aufwand zum Schutz der oberen Räumlichkeiten betrieben? Wir alle brauchen Träume und unerfüllte Wünsche. Sein Sehnsuchsort ist mit Sicherheit das 1. OG. Die Verteidigung und Abwehr der Wohnzimmercouch stellt und als Familie schon vor größere Herausforderungen. Nach allen Seiten offen, schwer zu sichern und nur unter hoher Manpower zu verteidigen. Es muss für ihn geradezu provokativ wirken, wenn wir es uns auf dem weichen Möbelstück gemütlich machen, er aber nur optisch teilnehmen darf. Seine Beharrlichkeit ist bemerkenswert. Und Kingston weiß bereits genau, bei welchem Familienmitglied die größten Chancen auf zumindest 2 Sekunden Liegezeit bestehen. Für das Entern des Wohnzimmermöbels wendet er verschiedene Methoden an.

1. Klassisch, im vollen Anlauf mit Sprung rauf aufs Objekt der Begierde.

2. Die etwas subtilere Methode: Vor der Couch abwarten. Dann, in einem unbeobachteten Moment langsam ein Beinchen nach dem anderen auf das Sofa hieven. Dabei den Bauch ganz flach über die Oberfläche schieben und unauffällig schauen.

3. Die Kampfvariante, welche darin besteht, dass zuerst nur die Vorderpfoten auf die gepolsterte Liege oder den darauf sitzenden menschlichen Mitbewohner katapultiert werden, um danach im Standsprung, meist in Verbindung mit einem kleinem Schnapper den restlichen Hundekorpus auf die Couch zu bringen.

Egal wie er es auch anstellt, am Ende landet unser Vierpföter wieder am Boden der Realität. Ich bin neugierig, wie lange er durchhält. Ob er überhaupt irgendwann aufgibt? Olfaktorisch stellt unsere Speis wohl die größte Herausforderung für Kingstons Selbstbeherrschung dar. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit hängen Speck und Wurst auf den Fleischhacken. Zusätzlich befinden sich aufgrund der vielen Feiertage stets gefüllte Kochtöpfe im Lagerraum. Die Tür zu den Köstlichkeiten quietscht für Menschen fast unhörbar. Dem feinen Gehör des Hundes bleibt das Hochfrequenzspeistürquietschen jedoch nicht verborgen. Zu seiner Verteidigung sei hier angemerkt, dass er das Sitz und Bleib vor der Türschwelle bereits großteils akzeptiert. Abschließen möchte ich mit einem wahrhaft beschissenem Problem. Den vielen kleinen No-Go-Areas im Garten bzw. Umland. Viele Katzen und zumindest ein Nachbarshund nutzen unsere kleine grüne Oase als bevorzugten Lokus. So schnell kannst du gar nicht schauen, hat er seine Nase in den Exkrementen und nicht selten nimmt er eine Kostprobe davon. Mahlzeit!

© Max@Mustermann 2019-04-11

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