Hunger nach dir

Da sind sie noch, deine roten Pumps.

Sie lachen mich an und scheinen sich über meinen traurigen Gesichtsausdruck lustig zu machen. Letzte Woche warst du noch in meinem Leben, doch plötzlich am Sonntag hast du dich davongestohlen.

Ich weiß, ich hatte viel zu wenig Zeit für dich. Mein Beruf ist sehr wichtig für mich. Jeder Raum atmet noch deinen Duft. Ich bringe es nicht übers Herz, die Bettwäsche auszutauschen und ich spüre noch immer deine weichen Lippen auf meinen. In der Küche steht deine Teetasse mit einem alten Rest des marokkanischen Minztees, den du so geliebt hast und deine roten Pumps verhöhnen mich. Der eine steht und der andere liegt daneben. Genauso wie du sie immer ausgezogen hast. Sie geben mir das Gefühl, dass du gleich wieder zurückkommst und doch ist es nicht so.

In meiner Wohnung ist es still und kühl, obwohl die Heizung läuft. Mein Herz schlägt irgendwie anders, seit du weg bist. Langsamer, schwerfälliger. Das Leben rauscht an mir vorbei und ich bin nur ein Zaungast. Im Badezimmerschrank liegt noch ein Lippenstift von dir und ich habe Tränen in meinen Augen, wenn ich an deinen wundervollen roten Mund denke. Nie gingst du ohne rot angemalte Lippen aus dem Haus und deine großen Creolen baumelten lustig an deinen Ohren. Sogar beim Duschen und dem Liebesspiel gabst du sie nie herunter. Wie oft haben wir sie dann im Schlafzimmer gesucht? Unzählige Male. Ich erinnere mich, dass du dich einmal verletzt hast am Ohrläppchen. Ich machte dir ein Pflaster darauf, doch die Creole musste bleiben.

Die Dämmerung umfängt mich und die Sehnsucht nach dir wird stärker. Ich drehe kein Licht auf. Ich sitze auf dem Sessel und mein Blick schweift in die Ferne. Ich vermisse dich so sehr! Die Dunkelheit flüstert deinen Namen und ich habe Hunger nach deinen Berührungen. Ich zünde mir eine Zigarre an, doch sie schmeckt nicht mehr, seit du nicht mehr da bist. Ich drücke sie im Aschenbecher aus und schenke mir ein Glas Rotwein ein. Der Wein ist schal und fad, abgestanden.

Es ist als wäre mein Leben stehen geblieben. Ohne dich ist alles nichts. Ich werde nie vergessen, wie du mir das erste Mal in meine Augen geschaut hast. Ich habe mein Zuhause verloren, das war in deinen Armen. Ich möchte mit dir reden und deine Stimme hören und dich spüren. Du fehlst mir.

Die Dämmerung geht über in die Nacht und da wird es besonders schwer für mich. Ich hoffe du spürst, dass meine Gedanken zu dir fliegen und da ist er schon wieder dieser Hunger in mir nach dir.

Foto: Pinterest/E❤️Ja