…I believe in us (4)

Alina Loch

von Alina Loch

Story

Ich höre ihn, bevor ich ihn sehe. Schritte, die die Harmonie zerstören und die Magie zusammenfallen lassen…

„Warum eigentlich immer wieder hier?“, fragt Chris und legt sich stöhnend neben mich. Seine Haare sind von der Dusche nach dem Basketballtraining noch etwas feucht und stehen in alle Richtungen ab. Das graue Shirt sitzt perfekt an seinem schlanken Körper und ich kenne niemanden der eine Jogginghose so lässig tragen kann, dass es beinah an Eleganz grenzt.

„Weil es keinen schöneren Ort in der Stadt gibt“, entgegne ich, während über unseren Köpfen zwei Seehunde fangen spielen. „Ich insistiere“, erwidert er und drückt mir einen Kuss auf die Wange, „Ich meine, keine Ahnung, die Dinger sind seit einem halben Jahrhundert ausgestorben, ich finde irgendwann sollte man mal nach vorne sehn, den T-Rex vermisst schließlich auch keiner.“ „Es geht nicht ums Vermissen, sondern ums erinnern“, sage ich, ohne wirklich auf seine Worte einzugehen, „Daran, dass so etwas nie wieder passiert, dafür, dass wir es besser machen.“ „Da sie ausgestorben sind, kann es nie wieder passieren, von daher scheint es seinen Zweck erfüllt zu haben“, höre ich ihn sagen.

Entrüstet wende ich mich ihm zu, er grinst schief und ich kann ihm nicht mal wirklich böse sein, im Gegenteil, auf eine Art beneide ich ihn um seine Leichtigkeit die Dinge zu sehen, trotzdem kann ich nicht nichts sagen: „Du bist ein Idiot, weißt du?“ „Und du beschäftigst dich zu viel mit der Vergangenheit.“ „Und du dich zu wenig“, erwidere ich entschieden. „Ich denke sie ist vergangen und wir sollten nach vorne blicken, in die Zukunft.“ „Und ich denke, dass es ohne Vergangenheit keine Zukunft gibt“, entgegne ich und richte mich etwas auf. „Wie du meinst“, winkt er ab, so wie er es immer tut, dann nimmt er meine Hand, „Wo wir schon so viel über die Zukunft reden, wie sieht‘s aus, bist du heute Abend im Tell dabei?“ „Ich denke nicht, die Musik ist immer furchtbar“, ich schüttle angewidert den Kopf. „Da haben wir es wieder, du und dein Retrokram. Langsam fühle ich mich, als wäre ich der Mann der Zeitreisenden“, stöhnt er. „Hast du es endlich gelesen?“, frage ich. „Was ich dir zuliebe nicht alles tue“, zieht er mich auf. „Mir zuliebe?“, frage ich und streiche ihm durchs dunkelblonde Haar. „Ja, dir zuliebe meine kleine Zeitreisende“, seine Lippen streichen kurz über meine und ich hasse ihn dafür, dass er den Kuss unterbricht, „Also, was ist wichtiger als die Party des Jahres?“ „Im Kino läuft ein 80er Jahre Marathon“, erkläre ich. „Sag bitte, dass du die des letzten Jahrhunderts meinst“, prüfend blickt er mich an, als ich nicht antworte stöhnt er erneut, „Ich sag ja Retrokram.“

„Ich überlege es mir“, schlage ich vor, trotz der Karte in meiner Hosentasche, die Titus mir am Morgen gegeben hatte. Aber da ist etwas in seinem Blick, etwas unter den Scherzen, etwas, dass mir Angst macht und die Narbe, die meine Mutter mit ihrem Gehen auf meinem Herzen hinterlassen hat, wieder bluten lässt.

Ich kann ihn nicht verlieren…

© Alina Loch 2022-08-30

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