Ich bin Bewusstsein – Veränderung.

Alexandra Kusche

von Alexandra Kusche

Story
Berlin 2025

Alles im Universum ist Energie. Sie treibt die Bewegung von Galaxien an, schafft oder zerstört Materie. Dabei verwandelt sie sich ständig, kann Welle oder Teilchen sein. Das weiß ich, das Bewusstsein, aus Erfahrung. Auf der Erde kann man in Form gebrachter Energie bei der Verwandlung zusehen. Wasser wird zu Dampf, Holz zu Asche, Früchte zu Saft. Beim Menschen kann die Energie sich von einem Moment zum anderen verändern. Von fit zu müde, von wütend zu liebevoll.

Cassie ist seit ihrer Jugend auf dem Dorf immer gern mobil gewesen, hat sich früh ein Auto gekauft und später teurere Autos geleistet. Doch nun ist ihr geliebtes Cabrio defekt. Einfach stehengeblieben, mitten in der Stadt. Die Mechaniker suchen seit Tagen nach der Ursache. Dabei hat Cassie so viele Pläne, für die sie ihren Wagen braucht. Ihren Sohn in seiner eigenen Wohnung besuchen. Mit ihrer Tochter einen Ausflug aufs Land machen. Das geht nun alles nicht. Sie ist todunglücklich und fragt sich, womit sie das verdient hat.

Wenn sie nur wüsste, was ich weiß. Das Auto spiegelt gerade ihr Unbewusstes. Es zwingt sie, innezuhalten und den Fokus zu verändern. Mit den vielen Aktivitäten will sie sich selbst darüber hinwegtäuschen, wie einsam sie ist, seitdem die Kinder ausgezogen sind. Sie fängt meine Botschaft auf, reagiert aber nicht. Stattdessen scrollt sie auf dem Handy, um den Ärger und die Verzweiflung zu regulieren. Ich lenke ihre Aufmerksamkeit auf eine große Überschrift, die ihr helfen soll. Was, wenn alles richtig wäre? Sie wird nachdenklich. Was wäre denn, wenn es richtig wäre, dass sie nirgends hinfahren kann? Dann wäre es richtig, zu Hause zu bleiben, sich mit der neuen Situation, mit ihren Gefühlen zu beschäftigen. Sie legt das Handy beiseite und schaut sich in der Wohnung um. Sie ist viel zu groß und still geworden. Ihr fehlt die Lebendigkeit, das Zusammenleben mit den Kindern, in dem es nie Platz für einen neuen Partner gab. Das weiß Cassie schon lange, aber sie hat es noch nie so deutlich gespürt. Und wenn auch das alles richtig ist? Dann könnte sie ihre Kinder einladen. Sie tut es, aber die beiden wollen nicht kommen. Sie halten an ihren Planungen fest. Das ist ein Schock für Cassie, aber wenn auch das richtig wäre? Dann könnte sie etwas Neues starten. Neue Menschen kennenlernen, neue Hobbys finden oder daten. Dazu fehlt ihr gerade der Mut. Wenn auch das richtig wäre, könnte sie Vorhandenes intensivieren. Sie schreibt ihren Freundinnen, die sie sonst nur alle paar Monate sieht, lädt sie spontan zu einem Essen ein. Zwei von ihnen sagen überraschend zu. Nun muss Cassie zu Fuß zum Einkaufen gehen, oder fährt das alte Rad ihrer Tochter noch? Sie schaut im Keller nach, die Reifen müssen aufgepumpt werden, mehr nicht. Sie findet den Fahrradschlüssel, packt Einkaufstaschen in den Korb.

Heiter fährt sie zum Supermarkt. Sie freut sich auf einen geselligen Abend. Die Verzweiflung über das defekte Auto ist verflogen. Im Gegenteil, es hat sie dazu gebracht, endlich die Freundinnen einzuladen und das Fahrrad herauszuholen. Sie ist dankbar für die Panne, denn ohne die würde sie immer noch die leere Wohnung verleugnen und der anstehenden Veränderung in ihrem Leben aus dem Weg gehen.

© Alexandra Kusche 2025-04-27

Genres
Spiritualität
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