von Vanessa Bloch
Ich bilde mir ein, dass ich mich ausgewogen ernähre. Bestelle einmal in der Woche bei einem Biolieferanten und kaufe Fleisch beim Fleischsommelier.
Auch der Markt am Samstag wird aufgesucht.
Doch in der Erziehung habe ich wohl versagt, wenn es darum geht, meinem 14jährigen Sohn das Thema Ernährung nahe zu bringen.
Das fiel mir auf, als ich beim Diskounter an der Kasse stand.
Denn ich bin dann mal weg, überlasse meinem Sohn in die Obhut meiner erwachsenen Tochter und komme erst in zwei Tagen wieder.
Die Kassiererin vollzog ihre Arbeit und überlies mich meinem Junkfood. Nein, wie schrecklich. Erst auf dem Band wurde mir bewusst, welchen Frass ich dort ablegte. Zu Tiefkühlpizza neben Weissbrottoast gesellten sich Fischstäbchen und Chips. Und der krönende Abschluss waren zwei halbe Liter Eimer Milchreis und Grießbrei.
Als Alibi hatte ich zwischen all dem ein paar Bananen gelegt und kurzzeitig überlegt, Stellung zu nehmen.
Mein Glück war vollkommen. Keiner schüttelte den Kopf und zuhause empfing mich mein Sohn freudestrahlend, als er das Eingekaufte sah. Freiwillig verlies er seine Höhle und berichtete mir gleich was er wann an welchem Tage essen werde, während er beglückt über die Tüte Chips strich und eifrig seine zukünftige Nahrung kühl stellte.
In meinem Kopf kristallisierte sich immer mehr ein Bild.
Wie mein Sohn umgeben von leeren Bechern, Packungen und Tüten glücklich und satt auf seinem Bett liegt.
Ein hoch auf Junkfood.
Wie gesagt, ich bin dann mal weg.
© Vanessa Bloch 2021-03-08