Was habe ich fĂĽr ein GlĂĽck, wirklich! Ich lebe in einem Universum: Kann zwar nicht verstehen, warum es das gibt und warum es EINFACH NICHT „NICHTS“ gibt – kann auch nicht verstehen, warum ich wirklich existiere, und warum diese besonderen Gesetze existieren, die scheinbar auf mich zugeschnitten sind.
Aber muss ich mich mit philosophische Fragen, die schon im Altertum gestellt wurden, auseinandersetzen? Ich stehe eigentlich zwischen Religion und Physik.
Und? – Widersprechen sich Religion und moderne Physik? Aufgabe der Religion ist es, fĂĽr den Menschen einen Platz im Kosmos zu finden, ihm dort Sicherheit zu geben. Aufgabe der Wissenschaft ist es, die Wirklichkeit sinnfrei darzustellen.
Einstein sagte dazu: „Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind!“ Blumiger hat es Papst Johannes Paul II (initiiert von J. Ratzinger in seiner Enzyklika „Fides et ratio“) ausgedrĂĽckt: „Glaube und Vernunft sind wie die beiden FlĂĽgel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt“.
Also keine Gegnerschaft zwischen Religion und Physik! Während die klassische Physik uns um die Wende des vorletzten Jahrhunderts ĂĽbermĂĽtig machte, alles schon zu wissen, lehrt die moderne Physik Demut. Als Planck 1874 mit 16 Jahren seine Lehrer fragte, ob er Musik oder Physik studieren sollte, rieten sie ihm zur Musik: in der Physik wäre schon alles erforscht. Zum GlĂĽck studierte er Physik. Viele Wissenschaftler glauben heute, dass der Weg zu Gott ĂĽber die Physik leichter ist als ĂĽber die Theologie. Werner Heisenberg, einer der genialsten Physiker des 20. Jahrhunderts beschreibt die moderne Physik: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch, doch auf dem Boden des Bechers erscheint dann Gott“
Und ich beglĂĽckwĂĽnsche mich nun, wo und wie ich lebe:
Ich habe eine Sonne, lebe nicht in einem Mehrsonnensystem oder Kugelsternhaufen. Nachts ist es dunkel und ich kann schlafen. Mein Planet bewegt sich in leicht gestauchten Kreisen um die Sonne, kleinen Ellipsen, er hat immer einen fast gleichen Abstand zu ihr – bei anderen Abständen wĂĽrden im Sommer die Ozeane kochen und im Winter zufrieren – was weder dem Sommer- noch dem Winterurlaub zugute käme. FĂĽr mich ist die Masse der Sonne gerade richtig – etwas größer: es wĂĽrde im Durchschnitt so heiĂź sein wie auf der Venus (ca. 400 Grad), etwas kleiner: es wäre so kalt wie auf dem Mars (höchstens +20 Grad am Ă„quator und -120 Grad an den Polen). Die Erde befindet sich in der Goldlöckchenzone. Das ist die habitale Zone, in der es genĂĽgend Wasser in flĂĽssiger Form gibt. Das ist wichtig fĂĽr die Entwicklung von Leben.
All diese Bedingungen haben die wenigsten Planeten. DafĂĽr bin ich dem Universum dankbar! Ich trage – wie wir alle – noch den Sternenstaub des Urknalls vor knapp 14 Mrd. Jahren in mir. Und alles wird möglicherweise in einem 2. Urknall verschwinden.
In 10 hoch 139 Jahren. FĂĽr den Tag sollten wir uns mal lieber nichts vornehmen.
© Heinz-Dieter Brandt 2020-07-12