Ich bin eine Kämpferin

AndreaSelene

von AndreaSelene

Story

Ja, ich bin ein positiver Mensch. All die Schicksalsschläge haben mich im Endeffekt nicht nur stärker, sondern auch innerlich ruhiger und positiver werden lassen.

Das heißt aber nicht, dass ich die Augen verschließe und mir alles schön rede. Ich sehe und spüre auch den Schmerz der Menschen rund um mich, die am Rande des Zusammenbruchs stehen. Das Lebenswerk, das vor dem AUS steht. Erwachsene Männer und Frauen, denen nichts bleibt, außer den bitteren Tränen, die salzig über das Gesicht laufen. Sie vor den Angehörigen zu verbergen, um stark zu sein. Plötzlich nicht zu wissen, wie die Welt morgen aussieht. Wenn das Morgen nicht mehr bunt, nicht grau, sondern schwarz aussieht. Ältere Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als vor ihrem Tod noch einmal ihre Liebsten zu umarmen. Dafür würden sie den Tod in Kauf nehmen. Kinder, denen man Abstandshalter aufklebt. Menschen werden zur großen Gefahr stilisiert. Hüte dich vor deinem Nächsten. Er könnte dich umbringen.

Gleichzeitig geht die Ausbeutung der Natur ungehindert weiter. Der Regenwald verliert minütlich an Fläche. Wasser wird den Ärmsten genommen. Pestizide munter weiter gespritzt und die Schlachthäuser sind nur in den Medien, weil es dort Corona Fälle gibt (weil die Billiglohn – Arbeiter in Unterkünften zusammengepfercht werden). Menschen kämpfen um ihren Arbeitsplatz. Und morgen werden sie ihn verlieren.

Sicherheit wäre jetzt wichtig. Die Regierenden scheinen völlig überfordert zu sein. Täglich neue Verordnungen. Auch für sie ist es eine Lawine an Verantwortung ohne Handbuch, mit Handlungsanweisungen.

Die Krise kam quasi von einem auf den anderen Tag. In Zeiten der Gefahr haben wir Menschen drei Möglichkeiten zu reagieren: Kampf, Flucht oder Totenstarre. Das Verhaltensmuster ist angeboren. So haben manche von uns bessere Ausgangsbedingungen mit der Krise umzugehen. Der Kampftyp ist eher im Tun. Der Fluchttyp flüchtet sich in eine andere Welt. Der, der Totenstarre als angeborenes Muster hat, ist vielleicht unfähig zu handeln. Er benötigt viel Aufmunterung und Beistand, um aus dieser Krise zu gehen. Es bräuchte jetzt weit mehr Zusammenhalt. Die Menschen schämen sich. In unserer Leistungsgesellschaft kam bis jetzt das Wort „Versagen“ einem Ausschluss aus der Gemeinschaft gleich. Wie fühlt sich jetzt ein Mensch, der nun sein Unternehmen nicht mehr halten kann, weil die Gäste, zum Beispiel, ausbleiben? Ja, als Versager, denn wir haben gelernt – und das lese ich zur Zeit auch oft in den sozialen Medien- dass man doch immer mit der nötigen Innovationskraft und Kreativität aus der Krise findet und sogar nachher noch besser dastehen muss. Das gelingt aber nicht immer und dazu müsste man, meines Erachtens auch der Gruppe der „Kämpfer“ angehören. Du erinnerst dich? Ist halt angeboren …

Ich trockne meine Tränen. Denn ich weiß: Es scheint noch immer die Sonne, auch wenn sie von den Wolken bedeckt ist, denn ICH BIN EINE KÄMPFERIN!

© AndreaSelene 2020-05-28

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