von RiHa
Es war Sonntagmittag und ich musste mich besonders konzentrieren. Ständig verfuhr ich mich in diesem Kretzl voll Einbahnen und stark befahrenen mehrspurigen Straßen. Dann sah ich das Blaulicht. Zuerst blinkte es weit vor mir. Wahrscheinlich ein Unfall. Kurz danach machte sich ein Polizeiauto blaublinkend hinter mir bemerkbar. Es wollte sicher zum Unfallort. Wohin sollte ich ausweichen? Die Straße war zugeparkt. Es herrschte reger Gegenverkehr. Da! Eine kleine Seitenstraße. Ich lenkte nach rechts, um den Polizeiwagen vorbeizulassen. Das war nicht ganz so, wie ich es in der Fahrschule gelernt hatte. Ich blockierte schließlich die Straßeneinfahrt aber die Polizisten hatten jetzt sicher andere Prioritäten. Doch das Polizeiauto blinkte ebenfalls nach rechts. Mist! Jetzt wollten die just in diese Straße. Ich machte mich davon, extra schnell, um sie nicht zu behindern.
An der nächsten Ampelkreuzung hielt ich an. Dankbar für die kurze Konzentrationspause machte ich das Autoradio an. Mein Kopf groovte lässig zu, ich weiß nicht mehr, welcher Musik, als mein Blick langsam nach links zur Nebenfahrbahn wanderte. Nanu, da stand noch ein Polizeiwagen neben mir. Das musste ein größerer Vorfall sein. Die zwei Polizisten im Auto schauten grimmig. Polizisten haben es auch nicht leicht, ging es mir durch den Kopf. Ich schaute weg und wieder hin. Die beiden fixierten mich noch immer und noch ein wenig grimmiger. Jetzt fühlte ich mich angesprochen. Da stimmte was nicht. Der Beifahrer deutete mir das Fenster runterzulassen. Verwundert, aber trotzdem noch relativ gelassen, gehorchte ich. Schließlich war ich mir keiner Schuld bewusst.
“Warum fahren`s denn davon?!!!“… Ups!
“Ich habe nicht gedacht, dass Sie mich meinen!”
“Ach so? Und das Blaulicht haben Sie nicht gesehen?” … „Fahrens uns nach!!”
Sch….! Mir wurde heiß. Adrenalin schoss ins Blut. Blut schoss ins Gesicht. Hochrot und hochalarmiert folgte ich dem Polizeiauto zu einer Parklücke, wenige Meter hinter der Kreuzung. Die schweißnassen Hände klebten am Lenkrad. Ein Polizist erschien auf der Fahrerseite, der andere tauchte auf der Beifahrerseite auf, die Hand an der Waffe. Jetzt war ich richtig nervös. Ich musste mich stark konzentrieren die Autoschlüssel, Handbremse, die Schalter von Autoradio und Fenster in der richtigen Reihenfolge zu bedienen.
Der sehr streng guckende Gesetzeshüter wiederholte respekteinflößend: „Wieso fahren`s uns denn davon?“
© RiHa 2021-03-05