Ich erinnere mich

Anna Geier

von Anna Geier

Story

In tiefer Trance und mit Hilfestellung gelangen mir Blicke in Tiefen und andere Zeiten, also in frühere Leben.

Ich kniete am Boden und wischte den kalten Steinboden. Es war kalt und selbstverständlich, dass ich es mache, denn ich befand mich im Kloster. Es war ein Ausschnitt aus einem vergangenen Leben. Als ich in diesem Leben in der Klosterschule war, lernte ich diese Einengungen wieder kennen. Bald war mir klar, dass ich nie mehr in ein Kloster gehen könnte.

Ich erinnerte eine Verbindung zu meiner Mutter. Meine Mutter hatte riesige Angst vor Wasser, Schiffen, Meer,… Sie wäre niemals schwimmen gegangen und auch ich habe Schwierigkeiten mit tiefem Wasser. Warum? Die Erinnerung mit einem Schiff im Meer untergegangen und ertrunken zu sein, hat mir Gewissheit gebracht, dass ich diese Erfahrung in meinen Zellen gespeichert habe. Da verstand ich die Reaktion meiner Mutter. La Rochelle war der Hafen, wo wir damals ins Schiff gestiegen waren. Das fand ich bei einer Reise heraus.

Früher hatte ich große Angst vor Autoritäten. Als ich als Führerscheinneuling eine Kontrolle hatte, fing ich zu zittern an. Es war so heftig und ich wusste, dass ich mir Hilfe suchen musste. Bei einer Rückführung kamen Erinnerungen zutage. Die Angst vor übermächtiger Abhängigkeit und Gewalt verschwand, als ich die Angst noch einmal durchlebte aus einem früheren Leben. Das Zittern war vorbei.

Durch einen Zufall kam ich in England in die Stadt York. Dort fühlte ich mich wie zu Hause. Der mittelalterliche Stadtkern brachte mich zum Jubeln. Ich lief die alte Gasse hinab und mir kam ein Eingang recht bekannt vor.

Man sagt, dass man die Menschen in diesem Leben trifft, mit denen man etwas zu erledigen hat. Auch meinen Vater kannte ich von früher und hatte lange Zeit Angst vor ihm. Unerklärlich war mir manches, bis ich in einem früheren Leben in Russland fündig wurde. Der Machtmissbrauch von damals steckte mir bis heute in den Knochen. Im heutigen Dasein brauchte ich lange, um zu verstehen, dass ich keine Angst vor ihm zu haben brauche. Er hatte bei mir einiges „Gutzumachen“.

Vor langer Zeit hatte ich eine Beziehung zu Iwan. Er kam in mein Leben geschneit und meinte bald: „Dich kenne ich aus einem früheren Leben aus Russland.“ Unsere sich anbahnende Beziehung gestaltete sich als nicht lebbar, da es zu viele Differenzen gab. Alle Bemühungen gingen in eine falsche Richtung, somit musste ich diese Beziehung beenden. Er wollte mich wieder dominieren.

Die harte Arbeit am Bauernhof und den religiösen Eifer meiner Mutter konnte ich kaum ertragen. Im Unterbewusstsein spürte ich damals schon, dass mein Leben anders verlaufen müsse. Mir war diese aufopfernde Art des Lebens so vertraut, aus den früheren Leben, dass ich mich bewusst von „ora und labora“ distanzierte und einen anderen Weg einschlug.

Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten mischen sich bis heute in mein Leben und daraus musste ich oft Kurskorrekturen vornehmen.

© Anna Geier 2020-08-13

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