Jemanden gut zu findet bedeutet für mich, mein hart erkämpftes Selbstbewusstsein wieder aufzugeben.
Stück für Stück beginnen die Zweifel wieder mein Inneres zu zerfressen.
Werde ich genug sein?
Kann ich überhaupt genug sein?
Kann man mich von all diesen schönen Menschen auf dieser Welt auswählen?
Ich falle wieder in alte Muster zurück.
Vergleiche mich.
Fühle mich unwohl.
Sehe wieder etwas anderes, wann immer ich in den Spiegel schaue.
Gefühle sind für mich keine Stärke mehr, sie schwächen mich.
Vielleicht habe ich Angst vor der Liebe. Ja, vielleicht habe ich Angst davor, was sie mit mir macht.
Zu wem sie mich macht.
All diese Gefühle und Zweifel, sie überrollen mich und setzen sich wieder in meinem Bewusstsein fest. Sie liegen auf der Lauer und greifen an, wenn ich einmal nicht aufpasse.
>>Man hat dich noch nie gewählt, warum sollte man es jetzt tun?<<
>>Du warst doch nie die Eine, du standest immer nur im Weg.<<
>>Man hat dich doch nie wirklich wahrgenommen.<<
– Höre ich sie sagen.
All diese starken Mauern, die ich aufgebaut habe, um diese Gedanken aufzuhalten und mit aller Kraft zurückzudrängen, beginnen langsam zu bröckeln.
Überall um mich herum entstehen Risse, durch die sich die kleinsten Gedanken quetschen. Sie quellen aus jeder Ritze hervor, als hätten sie nur darauf gewartet stark genug zu sein, um sich wieder in mein Bewusstsein vorzukämpfen.
Ich wehre mich. Versuche es.
Aber gegen meine Gefühle und Gedanken komme ich nicht an.
Sie verschaffen sich einfach so wieder eine Stimme in meinem Kopf.
Und ich frage mich:
>>Werde ich es unter diesen Umständen jemals schaffen richtig zu lieben?<<
© Franziska Hammerschmidt 2024-01-19