Ich gehe! Kommst du mit?

Oliver Fahn

von Oliver Fahn

Story

Wolken ziehen zügig. Meine Blicke heften sich ihnen an. Meine Augen wandern mit. Ich stehe da. Bleibe gelähmt zurück. Gedanklich versetze ich mich in Aufbruchsstimmung. Mein Fleisch ist schwach. Es muss den nötigen Weg gehen. Sichtbarer Horizont ist erdrückend. Betrachte ich mein Vorhaben, kann ich seine Perspektive nicht ernst nehmen. Wolken flitzen. Flotte Fahrt weist gen Südwesten. Eine meteorologische Schicksalszeichnung. Die Aussicht auf ihren weiteren Verlauf ist abgeriegelt. Der Wolkenzug verschwindet. Ich ahne ihre Richtung. Ahnung ist wenig. Ahnung ist immerhin etwas.

Anfangs zweifelte ich. Nun muss ich Unausweichlichkeit berücksichtigen. Mit einem nie bestiegenen Flugzeug werde ich fern der Heimat landen. Einige Atemzüge Aufschub sind möglich. Das Ticket ist gebucht. Liegt abholbereit. Ich halte es hier nicht aus. Nicht mehr. Die Wolken sind Zugvögel, denen ich sommers ins Winterquartier folge.

Los, reist mit, kommt nach! Lasst unsere virtuelle Gemeinde ins Tatsächliche überwechseln. In Vielzahl können wir bestehen. Werden wir dieses Format rückwirkend als Vorbereitung betrachten? Als Camp für eine Dekade Lebensrealität? Wollen wir umherschweifen, Nomadenvolk sein, als Gemeinde sesshaft werden? Reicht euch, was ihr von mir kennenlernen konntet, um meine Nachbarn zu werden? Darf ich meine Auswanderungslaune in eure Köpfe übertragen? Es ist ratsam, den Kontinent zu wechseln. Schnellstens!

Wenn die Sonne drohte, unseren Planeten einzukassieren, unverzüglich würden wir verschwinden. Wir müssen weg, um unsere Freiheit zu erhalten. Ecuador. Jetzt. Streunen. Eine Siedlung gründen. Uns selbst versorgen. Jeder tut, was er kann. Ist story.one Grundlage künftiger Vereinigung? Trockenübung für reales Exil? Wir kennen uns, wir schätzen uns. Die Zeichen vor Ort, alarmierend! Was kann Besseres geschehen, als uns gemeinschaftlich zu verpflanzen? Wir gleichsprachigen Interessensgeschwister. Gemeinsam abhauen. Vorübergehend. Ohne Verpflichtung zur Wiederkehr. Ohne zeitliche Budgetierung Zimmer selbstgebauter Hütten behausen? Als Gast kommen, zeitlebens verweilen.

Ein handfestes Lagerfeuer als Tummelplatz der Schreiber. Kommentare mündlich überreichen statt sie schriftlich zu verfassen. Laptops entsorgen. Nähe zueinander erübrigt technisches Equipment. Unter uns, virtueller Versammlung ausquartiert. Gewitter im Bauch unmittelbar entfachen. Tausend individuelle, in unserem Buch niedergeschriebene Geschichten. Per Handschlag Follower werden, zuzwinkernd Likes erteilen, ohne Chat loben, kritisieren. Mit nie gesehenen, uns wohlbekannten Menschen unterhalten.

Ich fliege voraus. Kommt bitte nach! Werden wir uns da sehen? Meine Erwartungen in unserer Vielzahl übertreffen? Werden wir bleiben, wenn die Lage sich beruhigt, weil Leidenschaft auf ewig verbindet? Fernab des Epizentrums werde auch ich mich erstmalig aufhalten. Hoffentlich nicht allein.

© Oliver Fahn 2022-04-30

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