von QTwritings
Ich beneide Menschen, die glauben können – wirklich glauben. Ich wünschte, ich hätte dieses feste innere Wissen. Stattdessen habe ich Gedanken. Viele Gedanken. Ich finde es faszinierend – ja, bewundernswert –, wenn Menschen erzählen, woran sie glauben. Wenn sie mit leuchtenden Augen davon sprechen. Ich frage mich oft: Wie macht ihr das?
Ich bewundere die Rote-Faden-Theorie. Dass jeder Mensch irgendwo auf der Welt einen Seelenverwandten hat, verbunden durch einen unsichtbaren Faden am kleinen Finger. Der sich verheddern, verknoten, fast zerreißen kann – aber nie wirklich abreißt. Der Gedanke, dass es eine zweite Hälfte gibt. Dass man, egal wie verloren man sich fühlt, nie ganz allein ist. Das ist ein wunderschöner Gedanke. Und ich würde so gern daran glauben. Aber ich kann nicht.
Ein schöner Gedanke – und vielleicht reicht das schon manchmal aus.
Auch das war ein Gedanke, einer, an dem ich mich festgehalten habe.
Ich würde gerne glauben, dass alles einen Sinn hat. Dass es nicht umsonst war – das Kämpfen, das Hoffen, das Verlieren. Ich würde gerne glauben, dass wir Menschen aus unseren Fehlern lernen. Dass Liebe immer siegt. Dass Freundschaft genügt. Dass Worte etwas verändern können. Manchmal glaube ich es für einen Augenblick – und dann flackert es, wie ein Feuer, das zu früh ausging.
Ich erinnere mich, wie ich als Kind an Schutzengel geglaubt habe. Ich dachte, da ist jemand, der auf mich aufpasst, wenn niemand hinsieht. Ich habe ihm Gute Nacht gesagt. Ich weiß nicht, wann ich aufgehört habe. Vielleicht in einem dieser Momente, in denen niemand kam. In denen Stille zu laut wurde. In denen ich merkte: Ich bin allein.
Vielleicht war es, als ich das erste Mal nicht mehr weinte, obwohl ich traurig war.
Oder als ich merkte, dass man für manche Dinge keine Erklärung bekommt.
Vielleicht war das der Moment, in dem ich begann zu denken – statt zu glauben.
Ich kann nicht glauben, wie andere glauben. Ich kann nicht vertrauen, was ich nicht spĂĽre.
Aber ich denke nach. Ich frage. Ich sehne mich. Und manchmal frage ich mich:
Ist Sehnsucht nicht auch eine Form von Glauben?
Ist die Suche nach Sinn nicht schon der erste Schritt?
Ich glaube – an Gedanken.
An ihre Kraft. An ihre Sehnsucht. An ihre Stille.
Und vielleicht beginnt Glauben genau da – wo ein Gedanke nicht aufhört, nur weil niemand ihn sieht.
Alles beginnt mit einem Gedanken. Und manchmal ist das mehr, als wir glauben.
© QTwritings 2025-05-22