Was hab ich nur fĂĽr ein GlĂĽck mit diesem wundervollen Lieb an meiner Seite! So sehr ich auch manchmal stinksauer auf ihn bin, wenn er wieder mal seine Grantanfälle hat – wenns drauf ankommt, dann ist er einfach grossartig. So wie heute.
Ein Tag, der mit einer Enttäuschung für mich begonnen hat. Soll vorkommen, geht vorbei. Nur ich bin halt manchmal anders, wenns wehtut, dann ordentlich. Tränen rinnen, bin traurig und verheult und rotnasig. Gar nicht schön anzuschauen. Und doch liebt er mich offenbar.
Trösten geht grad nicht, meine Traurigkeit hat seine Berechtigung, drum nimmt er mich stumm in seine Arme. Da weint sichs schon leichter, und lässt sogar nach. Wie ich es liebe, wenn er mir übers Haar streichelt und mich einfach lieb anschaut. Ich schneuze mich und versuche ein Lächeln, das misslingt. Aber es wird doch leichter, das Weh.
Dann tun wir beide ein bissi alltäglich werkeln, ich hör ihn in der Werkstatt klopfen. Der Haushalt ist mir heut ziemlich egal, ein bissi da ein bissi dort. Dann muss ich wieder weinen. So richtig heulen tu ich plötzlich, laut und wild, strampfig. Tut gut, kommt eh fast nie vor.
Da kommt mein Lieb wieder mit seinen offenen Armen, wischt mit seinen Händen das Nass von meinen Wangen, küsst meine Tränen weg, hält mich, lässt mich einfach sein ohne Bla-Bla. Liebe und Verständnis geht auch ganz ohne Worte. Dann zeigt er mir den Specht beim Vogelhaus, wie schön. Es gibt eine bunte Welt neben meiner grad so dunkelgrauen. Amelie schaut mich an und legt ihr Kopferl schief, so kennt sie ihr Frauli gar nicht. Ein erstes Lächeln huscht über mein Gesicht, ich spür es wie etwas nicht zu mir Gehöriges, aber es ist da.
Und mein Lieb auch. Jetzt kann ich meine Enttäuschung schon in Worte kleiden, er hört mir zu und nickt. Es gibt nichts zum Helfen. Ich hab mich halt auf etwas gefreut, das es jetzt eben nicht spielt. Gibt viel Schlimmeres (obwohl ich mich auf diesen Besuch schon sehr besonders sehr gefreut gehabt hab), wir werdens uns trotzdem schön machen, sicher. Schau, ich wein schon nimmer. Eigentlich ists ja nur aufgeschoben. Warum hab ich dann so fürchterlich weinen müssen?
Erst die weihnachtliche Vorfreude, jetzt die nachweihnachtliche Erschöpfung. Beides überbewertet, aber diese sentimentale Dünnhäutigkeit hab ich heuer wie nie zuvor gespürt. Aber auch mein Lieb. Wie ich glücklich bin mit genau Ihm. So leicht kann er mein Herz wärmen, auch wenns vorher grad noch vor Schreck in Eisesstarre verfallen war. Einfach seine Arme aufmachen, weil er sieht, dass ichs brauch. Auch wenn er wegen dieser Enttäuschung nie und nimmer eine Träne vergossen hätte: er nimmt meine Enttäuschung ernst.
Ich weiss es so sehr zu schätzen, ich bin ĂĽberglĂĽcklich, dass mich dieser wahnsinnig liebe Kerl genauso liebt wie ich bin. Während draussen grad grosse Schneeflocken fallen ist meine Enttäuschung schon Schnee von gestern. Ich freu mich, dass er gleich mit den Hunden heimkommen wird, dann werd ich alle 3 trockenrubbeln… und liiiiiebhaben!
© rebella-maria-biebel 2019-12-25