Ich hab‘ geträumt von dir

Gabriele Leeb

von Gabriele Leeb

Story
Waldviertel 2025

Wieder ein Sonntagmorgen.

Nebelschwaden decken die Sicht nach Außen zu und Reif liegt auf der Natur und ich hab‘ heute Nacht von dir geträumt.

Schemenhaft erinnere ich mich, sehe ich uns. Ein Kuss, eine Umarmung, was noch? Das liegt im Verborgenen. Das Vergessen hat sich des Traums bemächtigt. Doch ich spüre deine Gegenwart, deine Wärme und ich höre deine Stimme. Ich fühle deine Umarmung. So als wärst du neben mir.

Im Traum ist alles so einfach, so selbstverständlich. Es gibt keine Grenzen und kein Zögern und Zaudern. Ich bin etwas verwundert, verwirrt ist der bessere Ausdruck. Wir schreiben jetzt seit drei Monaten miteinander, doch von dir kommt nichts Privates, nichts Persönliches. Eigentlich habe ich begonnen, es abzuhaken, über mich selbst zu lachen. Für dich ist es wahrscheinlich nur eine Art Freundschaft, Abwechslung, Ablenkung. Immer wieder sage ich mir: Lass es! Du willst nichts von mir! In sechs Wochen haben wir erneut einen beruflichen Termin und bis dahin Funkstille. Das heißt, ich habe mir vorgenommen, dir nicht mehr zu schreiben. Ob ich das durchhalte? Mal sehen.

Aber irgendwo in mir keimt da dieser Funke, dieses Gefühl. Das war noch nicht alles. Du liebst meine Geschichten. Du findest sie sinnlich, elegant und empfindsam und sie triggern dich. Doch verbindest du sie überhaupt mit mir? Du und ich als Hauptpersonen?

Ganz zart bricht im Hintergrund die Sonne durch. Aber wirklich nur sehr zaghaft. Der Wind frischt lebhaft auf und der Nebel beginnt sich zu verziehen. Simba liegt auf dem Heizkörper und wärmt sich seinen Bauch und seine Seele auf. Ich blicke in die Ferne. Sehr wenig Schnee, doch die Bäume und Sträucher tragen diese weißen Eiskristalle als Schmuck und der Anblick ist wunderschön. Das Elsternpaar sitzt auf dem Kirschenbaum. Behaglich zum Anschauen und für uns liegt ein entspannter Sonntag vor uns.

Philipp holt sich sein Tablet und schaut Mister Bean. Ich höre ihn lachen und ich verfolge das Rodeln aus Winterberg im Fernseher. Sonst ist es noch still im Haus. Nachbars Hahn hält nichts ab vom Krähen. Ich stehe auf und schalte den Geschirrspüler ein, der sich redlich abmüht. Er hört sich schrecklich an. Ich glaube, er wird bald seinen Geist aufgeben. Ich schenke mir noch einen Tee ein und meine Gedanken schweifen zurück zu meinem Traum.

Ich hab‘ heute Nacht von dir geträumt, da hast du wirklich was versäumt.

© Gabriele Leeb 2025-01-19

Genres
Biografien
Stimmung
Emotional, Informativ