von Michael Schaake
Corona-Alltag, passiert so jedem mal.
Im Supermarkt: Ich habe wieder mal vergessen, die Maske aufzusetzen, die steckt in der Jackentasche. Freundliche Ermahnung des Personals, freundliche Antwort und sofort Maske aus der Tasche und aufgesetzt. Personal nickt zustimmend – vielleicht bekommen sie manchmal bösartige Antworten …
Ich komme zur Kasse, beim Bezahlen muss ich kurz in die Maske husten, früher ohne Corona und Maske kein Thema, aber jetzt: “Pardon, das ist nicht Corona, nur die letzte Zigarette.” Alles ok, aber nicht unwichtig. Personal lächelt und ist anscheinend wirklich dankbar für meine Richtigstellung.
Übrigens wenn ich pauschal Personal sage, meine ich, verbal abkürzend, individuell Menschen. Wir kennen uns seit Jahren, an der Fleischertheke, an der Tankstelle und im Supermarkt, nur nicht alle mit Namen, aber von Ansehen.
Ich komme aus dem kleinen Supermarkt bei mir um die Ecke, noch mit Maske. Da spielen Kinder, sprechen Arabisch miteinander, versperren mir den Weg, ohne Absicht. Ich bleibe stehen und warte, hab’s nicht eilig und freue mich über die spielenden Kinder. Dann sagt plötzlich ein Junge auf Deutsch zu den anderen: “Passt auf, da will ein Mensch vorbei.” Alle springen weg und machen mir den Weg frei. Ich habe mich bedankt. Mein Respekt, liebe Kinder! Wir mussten lachen.
Ich gehe jetzt auch nicht mehr in die Szene-Bar oder Disko, Einschränkung meiner persönlichen Freiheit? Nicht ganz mit ü-70, aber ich weiß nicht, wie ich in so einer Situation vor fünfzig Jahren gedacht hätte.
Vorgestern, beim Arzt im Wartezimmer, ich, alter Mann, verschluckte mich an der eigenen Spucke – soll auch jüngeren Menschen mal passieren. Ich entschuldigte mich, um niemanden zu beunruhigen, wollte sagen: “Sorry, habe mich an meiner eigenen Spucke verschluckt.” Raus kam: “Sorry, ich habe mich an meiner Schlucke verspuckt.” Hätte keiner gemerkt, wenn ich nicht selbst danach gelacht und korrigiert hätte. Kurz grübeln und dann lachen alle.
Manchmal bringt uns Corona auch näher.
Übrigens außer beim Arzt und im Supermarkt habe ich in den letzten Wochen niemanden persönlich getroffen. Nur auf Skype und WhatsApp, aber mein PC und Smartphone sind nicht infiziert, also kein Risiko.
© Michael Schaake 2020-10-24