von Isi Dora
Gestern der Aufschwung, heute der Absturz. Unerwartet ist er wieder da, der Nebel, dichter als vorher, der Wind fehlt und es ist keine Auflockerung in Sicht.
Die Freude über die Verlegung meines an einem bösartigen Hirntumor leidenden Papas in ein Krankenhaus “zuhause” währte nicht lange. (in der gestrigen Story “Nebel lichtet sich”). Natürlich musste er aufgrund des erhöhten Covid-19-Risikos durch die steigenden Infektionszahlen im Moment vor der Verlegung einen negativen Test aufweisen. Aufgrund der monatlich laufenden Chemo-Therapie-Zyklen wäre ohnehin auch jede andere Infektion bedrohlich. Doch sein Testergebnis ist noch ausständig. Dafür gab es ein anderes Testergebnis einer Patientin auf seiner Station. Leider positiv. Positiv heißt jetzt leider nicht gut, sondern schlecht. Sehr schlecht sogar. Die Verlegung ist auf Eis gelegt, zumindest bis alle Ergebnisse der Station vorliegen. Was das genau bedeutet, wissen wir leider noch nicht. Also auch nicht unter welchen Umständen, vorausgesetzt, sein Test ist negativ (was so oder so wichtig und gut wäre) er dann im Verlauf der nächsten Woche (noch?) verlegt werden kann. Die Betten auf der Palliativstation sind rar. Überhaupt war es ein Glück, dass ab heute eines frei wäre. Ob der Platz so lange frei gehalten wird oder werden kann, weiß ich nicht.
Nachdem wir ja auch laufend auf der Station zu Besuch waren, stellt sich auch die Frage, inwiefern uns Angehörige ein Cluster auf der Station trifft, betrifft oder wir sogar angesteckt sein könnten. Die weiteren Besuche und die Begleitung meines Papas in seiner letzten Zeit dürfte so oder so noch mal schwieriger für uns alle geworden sein. Selbst eine noch von mir angedachte Variante der Verlegung in ein Hospiz innerhalb von Graz scheint nun eher unwahrscheinlich.
Die Freude, eine Lösung für die Besuche meiner selbst pflegebedürftigen Mama bei ihm für die nächste Zeit zu haben, ist damit in Luft aufgelöst oder treffender, im Nebel erstickt. Der schwere Nebel, der mir heute die Luft nimmt und mich beinahe verzweifeln lässt. Ein Nebel, durch den man nicht sehen kann. Der einen wie erblindet zurücklässt. Der einen benässt, berührt.
Und doch…
Unerwartet wie so oft, wenn es schwer ist, blitzt plötzlich ein Sonnenstrahl durch, kämpft sich den Weg zu mir frei und lässt mich wieder atmen.
Es wird auch diesmal einen Weg geben, Gott wird uns durch diese schwere Zeit führen. Der weitere Weg, ein Weg wird sich uns auftun und wir werden ihn gehen mit aller Kraft in uns und mit allem Mut, den wir aufbringen.
© Isi Dora 2020-10-21