von Gerhard Maier
Ich liebe Cäsar! Natürlich nicht das Hundefutter, nein! Ja natürlich, ich esse auch gerne Chinesisch. Cäsar aus der Dose habe ich trotzdem noch nie probiert.
Ich liebe Gaius – Julius – Cäsar. Und zwar als Autor und nicht als Politiker. Cäsar ist heute weltberühmt. Nicht zuletzt durch das unermüdliche Wirken der Unterhaltungsindustrie. Cäsar ist Mythos, er ist einer der Stars bei Asterix. Er ist Namensgeber für alles Mögliche, sei es für brasilianische Fußballspieler oder eben auch für Hundefutter. Cäsar war auch ein gewiefter Politiker und Feldherr, er ist als Lover der ptolemäischen Pharaonin Kleopatra bekannt. Jedermann kennt Kleopatra und Cäsar.
So ganz nebenbei war Cäsar auch Schriftsteller. Von ihm stammt der prägnante Dreiwörtersatz VENI – VIDI – VICI (ich kam, sah und siegte). Er war kein Mann der komplizierten Sätze, was ihn bei mir als Lateinschüler so sympathisch gemacht hat. Dieser klare Stil, diese Kürze und Prägnanz, keine Umschweife, kein sollte, kein hätte können, nicht zu viele ACI. Genau damit hat sich Cäsar mein Herz erobert.
Lateinmatura 1974: In seinem Hauptwerk COMMENTARII DE BELLO GALLICO schildert Cäsar in seinem Kriegsbericht auch die von ihm heimgesuchten Barbaren und Landschaften Galliens. Das Werk beginnt mit dem Satz GALLIA EST OMNIS DIVISA IN PARTES TRES… Mit ein bisschen Phantasie und viel Zeit kann man sich nach sechs Jahren Latein schon etwas zusammenreimen. Latein lässt auch immer gewisse Spielräume. Ganz falsch kann eine Übersetzung nicht sein, wenn der Professor mitspielt. Des Rätsels Lösung lautet: Gallien ist in drei Teile unterteilt…, man könnte es natürlich auch schöner übersetzen. Aber die Antwort war richtig und plötzlich stehen einem alle, alle Wege offen. Dank Cäsar!
Ich erinnere mich oft an den Ausspruch von Baumeister Rampold beim >Bullen von Tölz<: Im Gymnasium hob i mi immer mit dem Cäsar herumplagen miassn. Und jetzt bin i selber a kloana Cäsar!
Weniger gefallen mir an Cäsar seine wahnhaften Anwandlungen. In einem seiner Bücher behauptet er „Cäsar hat die Brücke gebaut“. Cäsar hat also alleine die Brücke gebaut? Schließlich hat er ja auch Gallien im Alleingang erobert? Man liest nichts von Pionieren, Legionären, Hilfstruppen und Unfreiwilligen. Nicht einmal der unvermeidliche ARCHITECTUS (Oberbaumeister) wird erwähnt.
Aber, diese Aussagen gibt es 2000 Jahre später genauso: „Letztes Jahr hab ich meine neue, tolle Villa gebaut. Neben dem Job, ja genau. Ich bin tagtäglich auf der Baustelle gewesen, sonst wär das nix geworden!“ Diese Aussage ist nur bedingt richtig, sagen wir: 40% auf dem Richtigkeitsbarometer. Jedes Bauwerk ist ein solidarischer Akt von vielen: Der Auftraggeber, der Geldgeber, der Architekten, der vielen Firmen. Ein Werk der Chefs und ein Werk der vielen kleinen Leute.
Ja – wäre der Bauherr nicht gewesen, wäre die Villa gar nicht gebaut worden. Aber – wäre der Architekt nicht gewesen, dann könnte keiner erkennen, dass es eine Villa sein soll!
© Gerhard Maier 2019-12-25