Ich – oder warum ich Madame Butterfly heiße…

Ich beschloss also, dass ich mein Leben wohl etwas umkrempeln müsste, um glücklich und zufrieden zu sein. Denn früher, daran konnte ich mich gut erinnern, war ich all das, eine starke, selbstbewusste, unabhängige junge Frau, die genau wusste, was sie will.

Und hier kommen wir zu dieser Geschichte, wie ich zu meinem Namen Madame Butterfly kam. Als ich ein Kind war, liebte ich es, Quartettkarten anzusehen. Ich wollte nicht mit ihnen spielen, denn dafür war ich noch zu jung, aber allein die Bilder faszinierten mich. Besonders an Hunden konnte ich mich nicht sattsehen und einer, der mich wirklich begeisterte, war der Papillon-Hund, der für seine großen Ohren bekannt ist und deshalb auch Schmetterlingshund genannt wird. Da ich Papillon noch nicht aussprechen konnte, sagte ich stattdessen immer: “Egal, wie er heißt, er ist einfach lieb!” Das typische Kinderdenken eben, doch dies führte dazu, dass ich von meinen Eltern den Spitznamen Madame Butterfly erhielt. Von diesem Moment an war ich begeistert von Schmetterlingen und sie von mir – unzählige dieser Art setzten sich auf meine Hände oder auch Beine, ein wunderschöner Moment, in dem man seine ganze Pracht begutachten kann.

Begeisterung, eine weitere Herausforderung, der ich mich stellen wollte. Die Welt wieder so entdecken, als würde man sie mit den Augen eines Kindes sehen, wo jeder Wurm einen Namen erhält und ein Schmetterling das Interessanteste der Welt ist.

Eine weitere Anekdote zu meinem Spitznamen ist sehr amüsant. Um diese zu beschreiben, muss ich vorweg nehmen, dass ich mit meinen 1,62 Metern und 50 Kilogramm doch eher schmächtig bin und deshalb in der Schulzeit zunächst eher übersehen wurde. Eines Tages musste ich ein Referat in Geschichte halten, oder eher ich durfte das, reden konnte ich nämlich gut. Ich stellte mich also vor meine Klasse und begann, über John F. Kennedy zu sprechen und als ich geendet hatte, sah mich mein Professor an und meinte: “Also bei so einer zierlichen Person würde man niemals so eine Stimme vermuten.” Ich konnte nämlich und das ist einer der Gründe, weshalb ich später auch Lehramt studierte, mit meiner Stimme alle in meinen Bann ziehen. Wieso dies zu Madame Butterfly passt? Weil ich von jeher immer das Gefühl hatte, ein Schmetterling ist ein wunderschönes, starkes Wesen, das sich selbst entwickelt und zu etwas ganz Besonderem heranwächst. Also Größe zeigen, ein weiterer Punkt, den ich auf die Liste setzen werde.

Um das Ganze noch abzurunden, möchte ich noch eine kleine Geschichte aus den Anfängen meiner Studienzeit erzählen. Ich hatte zunächst wirklich schlimmes Heimweh nach meiner Familie und meinem Zuhause. Eines Abends bat mich mein Vater, ich solle die Hände ans Kopfende meines Bettes legen. Als ich ihn fragte, wofür das gut sein soll, sagte er mir, er würde dasselbe machen, so würden wir, mein Dädalot (so ist sein Spitzname) und ich, seine Madame Butterfly, immer Händchen halten und ich wäre nie allein. Und wollen wir das nicht alle?