Dem neuen Jahr fehlt nur noch ein Schritt, bevor es mich eingeholt hat, deshalb wird es dringend Zeit, meinen Koffer auszupacken. Denn ich habe vor, 2021 mit HandgepÀck zu reisen.
Als allererstes fliegt die Hoffnung raus, denn ich habe festgestellt, dass sie der miesesten VerrĂ€ter von allen ist. Anstelle werde ich nĂ€chstes Jahr den Moment leben und habe mir deshalb schon ein Momente-Glas zugelegt, in dem Erinnerungen anstelle von unerfĂŒllten Hoffnungen und zerplatzten TrĂ€umen gesammelt werden.
Als NĂ€chstes mĂŒssen alle Erwartungen gehen. Sei es an die Welt, weil jeder Moment ohnehin so kommt, wie er kommt, oder an mich, weil ich gut bin, wie ich bin. Es mag sein, dass ich bin was ich weiĂ, was ich anziehe, was ich esse, aber hauptsĂ€chlich bin ich, wie ich mich fĂŒhle. Ich habe vor, mich nĂ€chstes Jahr gut zu fĂŒhlen.
Als Letztes und das fĂ€llt mir wahrscheinlich auch am schwersten, werde ich einen Teil meiner Erinnerungen vom KurzzeitgedĂ€chtnis ins LangzeitgedĂ€chtnis packen. Denn es war gut, wie es war und ich bin unendlich dankbar auf eine so freundvolle und erfĂŒllende Zeit zurĂŒckblicken zu können, aber jetzt ist es anders und damit ich in dieses Anders hineinfinde, muss ich dieses Alte zur Seite schieben.
Mein Koffer ist jetzt leichter, aber nicht leer. Denn da sind immer noch wir, die Menschen, die wir einander durch das hÀrteste Jahr unseres Lebens begleitet haben. Wir haben einander wochenlang nicht gesehen oder haben uns ganz im Gegenteil rund im Uhr gesehen. Wir haben verzichtet, verloren und gewonnen, nÀmlich einander, StÀrke und einen Haufen Geschichten, die uns verbinden.und die werde ich mein Leben lang stolz in meinem Koffer tragen.
Mein Koffer ist jetzt leicht und handlich und ich habe vor ihn mit allem zu fĂŒllen, dass mir gut tut.
© Sophia Oberlechner 2020-12-31