Dann sah ich in den Lauf einer Pistole

Stefan Perner

von Stefan Perner

Story

Weiter ging das Abenteuer in Lateinamerika. Nach drei Tagen Couchsurfing hieß es wieder zurück zum Ernst des Lebens. Schulbank drücken!

OK, es war nicht ganz so schlimm, sondern freiwillig. Erster Schultag in der Banana Spanish School in Quito. Recht lustiger Name für eine Schule. Wieso heißt die so? Weil es kostenlos Bananen gibt. So viel man will & essen kann! Viele Sorten(die ich noch nicht kannte). In der Obersteiermark ist die Auswahl ja eher bescheiden.

5 Stunden Einzelunterricht pro Tag. Hartes Programm. Aber ich will ja in kürzester Zeit die Sprache lernen. Meine (eingerosteten) Lateinkenntnisse aus Gymnasialschulzeiten kommen mir endlich zugute. Mein Gastpapa gabelt mich auf. Er soll Englisch sprechen, da er 7 Jahre in den USA gelebt hat. Naja, dem ist nicht so. Wie sich später herausstellt, hat er in Florida gelebt und in einem mexikanischen Restaurant gearbeitet. Es geht auch so. Sogar besser! Weil man Spanisch verstehen muss und so auch besser lernt.

Die Woche drauf kommen neue Sprachschüler. Da ich nun schon ein „Veteran“ bin, werde ich Karen & Bianca die Altstadt ein wenig zeigen. Durch die Märkte schlendern. Die Andenkultur hautnah spüren. Das wuselige Treiben in den Gassen bestaunen. Auch wenn nicht jedes Eckchen auch ein olfaktorischer Genuss ist.

Am imposanten Plaza de la Independencia beschließen wir noch auf den Panecillo (das Brötchen) zu fahren. Das ist ein Hügel mitten im Zentrum, von dem die Jungfrau von Quito über die Stadt wacht. Rauf ging es mit einem Taxi über die gepflasterten Straßen. Von oben ein traumhafter Fernblick, den man genießen muss. Nicht zu lange, denn es wird spät. Wir müssen nach Hause.

Warum finden wir kein Taxi? Vor einer Stunde gab es noch viele. Nun keines mehr zu finden. Die Menschenmassen haben sich verabschiedet. Wir suchen vergebens. Schlussendlich entschließen wir zu Fuß in das Zentrum zu gehen. Obwohl wir wissen, dass der Hügel nicht die sicherste Gegend ist. Mit einem mulmigen Gefühl wandern wir hinunter. Fühlen uns permanent beobachtet. Zucken bei jedem Geräusch vor Angst.

Schon haben wir es geschafft. Sind bei den ersten Gassen angekommen. Nichts passiert. Doch plötzlich hören wir Leute laufen. Ehe wir uns umdrehen stehen sie da. Drei Jugendliche. Einer hält mir eine Pistole an den Kopf. Ein anderer bedroht die beiden Mädels mit einem Messer. Der Dritte „sacklt“ uns aus. Alles geht schnell! Rasend schnell!

Ein Bauarbeiter sieht das. Eilt mit einer Eisenstange bewaffnet zur Hilfe! Schüsse fallen! Leute springen in Deckung! Chaos!!!

Wenig später ist alles vorbei! Wir zittern! Leute beruhigen uns. Es ist keinem etwas passiert. Die Schüsse gingen „nur“ in die Luft. Die Räuber haben sich aus dem Staub gemacht. Gemütlich schlendert ein Polizist daher. Er spricht kein Wort Englisch. Gibt uns nur eine Visitenkarte auf der steht „Tourist police office“ – für morgen. Jetzt sollen wir ein Taxi nach Hause nehmen. Genau das tun wir. Ist besser so.

© Stefan Perner 2020-04-05

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