von JABE
Aber wenn es dann einen gab, so wie meine Wenigkeit, der sich nach solch einem Angriff wehrte, gab es einen groĂen Aufschrei und Otto wurde vom TĂ€ter zum Opfer erklĂ€rt.
Nur manchmal sind die UmstĂ€nde dermaĂen ungĂŒnstig, obwohl das Gesamtbild so harmonisch anmutet, dass man danach nur noch fragt, wie konnte das passieren?
An diesem Schicksalstag war der Sommer wir seien sollte, viel Sonnenschein, sehr warm, wenig Wind. Es ging zum Nachmittag hin, wo der Wunsch nach KĂŒhlung, so schnell stieg, wie die Sonne am Horizont sank. In der Hoffnung die aufgeheizte Luft in den eigenen 4 wĂ€nden gegen die abendliche frische Luft zu tauschen, wurden vielerorts alle verfĂŒgbaren Fenster geöffnet, so dass die Hoffnung den kĂŒhlen Wind beflĂŒgeln möge, die Nacht mit ihren Temperaturen ertrĂ€glicher zu machen.
SelbstverstĂ€ndlich wurde auch an das Leid der eigenen Haustiere gedacht und meine Tante positionierte das Lieblingskissen der grauen Katze auf die ausladende Fensterbank direkt vor das geöffnete Wohnzimmerfenster. Die eigenen Hoffnungen wurden nicht enttĂ€uscht, es zog eine leichte Brise durch die Wohnung und erhellten auch die GemĂŒter ihre Bewohner.
Gut gelaunt mit dem guten GefĂŒhl fĂŒr einen schönen Sommerabend vor der Glotze alles Erdenkliche getan zu haben, verspĂŒrte meine Tante den Wunsch bei völliger Entspannung dem abendlichen Fernsehen gucken zu wollen und unter keinen UmstĂ€nden sich dieses GefĂŒhl von einer vollen Blase und/oder Darm einschrĂ€nken zu lassen. Gedacht, getan.
Nach der RĂŒckkehr vom Abort wurde der Lieblingsplatz der Tante zur Vollendung gebracht. Alkoholische GetrĂ€nke, Knabberzeug, Fernbedienung gedĂ€mmtes Licht und die Lieblingssendung.
Wenn bis hierhin die Welt meiner Tante perfekt war, gab es dennoch eine Steigerung. Mit zunehmendem Alkoholkonsum stieg auch die RĂŒhrseligkeit in meiner Tante auf, die einzig durch das Streicheln der grauen Katze zu lindern war. Sie hatte es vor Jahren mehrfach mit ihrem Otto versucht, was aber zum Schluss in der Notaufnahme des Krankenhauses, mit einer fast abgetrennten Brustwarze und einem Alkoholspiegel jenseits von 2,5 Promille endete.
Der Alkohol hatte in der WĂ€rme bereits seine Wirkung entfaltet und der Kuschel Wunsch war in Ihr entfacht. Der Platz auf dem Lieblingskissen war verwaist, was aber nichts Ungewöhnliches war. Das Otto so friedlich und genĂŒgsam auf dem obersten Podest des Kratzbaumes schlummerte war ungewöhnlich, da Otto sonst doch jede Gelegenheit nutze die Zweisamkeit mit der Grauen zu sabotieren.
Meine Tante bereit im Vollrausch suchte die Wohnung nach Ihrem Kuschelopfer ab, aber ohne Erfolg. Selbst rufen und mit der Leckerchendose rappeln nichts half, keine Antwort.
© JABE 2021-07-26