von Ran Liu
Ich erinnere mich nicht mehr an jedes Wort. Aber Ich erinnere mich an jedes Gefühl.
Früher dachte ich, ich sei vom Leben beschenkt worden. Ich hatte geglaubt, echtes Glück gefunden zu haben. In den kleinen Dingen, im Alltag, in der Freundschaft, die mir so viel bedeutete. Ich war überzeugt davon, dass ich in dieser Welt etwas wertvolles erlebe, ein Zuhause im Herzen eines anderen Menschen. Besonders meiner allerbeste Freundin. Wir haben zusammen gelacht, endlos Gespräche geführt, unsere Geheimnis geteilt und uns geschworen, für immer füreinander da zu sein. Eine dieser Freundschaften, von denen man glaubt, sie würden ewig halten. Aber ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet sie die Person, die ich am meisten vertraute, mich am tiefsten verletzt
Es fing alles bei einem unnötigen Streit an, ich erinnere mich nicht ganz, was eigentlich passiert ist. Ich weiß nur noch, dass sie an diesem Tag plötzlich vor mir stand, mit kaltem Blick, und mir sagte, dass sie den Kontakt abbrechen wolle. Ohne eine Erklärung, ohne ein einziges Worte, das mir geholfen hätte, zu verstehen. Und dann ging sie. Einfach so.
Von diesem Tag an wurde es still um mich, aber nicht friedlichen Sinne. Es war die Art von Stille , die schreit. Ein Stille voller Ablehnung, Blicke, die mich zerschnitten, und Worte, die nie direkt an mich gerichtet waren, aber laut genug, um mich zu treffen. Sie fing an, hinter meinem Rücken über mich zu reden. Und dann schlossen sich auch anderen Mitschüler dazu, mit denen ich früher gelacht hatten, taten alle plötzlich so, als sei ich Luft. Oder schlimmer als sei ich Dreck.
Und dann kam das, was mich am tiefsten traf. Sie machten sich über meine Herkunft lustig über mein Aussehen über meinen Namen. Weil ich Chinesen bin. Weil ich angeblich anderes bin und aussehe. Weil mein Name für sie ein Witz ist. Sie nannten mich „Schlizauge“ „Reisfresserin“ „Corona-Bitch“. Worte, die wie Messerstiche wirkten nicht laut, aber scharf, immer wieder. Immer wieder, und niemand tat etwas.
Der schlimmste Moment war in der Sporthalle. Meine Ex beste Freundin kam mit Wasserflaschen und gibt es sie über mich aus vor den Augen unseres Lehrers. Ich stand da durchnässt gedemütigt, mein Herz, Raster und er. Er sah weg, so, als wäre ich gar nicht da so, als hätte ich diese Demütigung verdient und dann gab er mir noch die Schuld zwang, mich die Boden zu putzen, während die anderen lachten. Als wäre ich die Täterin und nicht das Opfer.
Ich war damals fast 14, ein Alter, in dem man ohnehin schon auf der Suche ist, nach sich selbst doch erstattet, mich zu finden, verlor ich mich. Der Druck. Die Angst, diese ständiges Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Es hat mich innerlich aufgefressen. Ich schaffte die Klasse nicht. Aber ganz ehrlich. Ich konnte auch einfach nicht mehr. Ich war müde. Müde vom Kämpfen. Vom aushalten. Vom unsichtbar sein. Es war viel zu viel
Aber dann kam ich in die neue klasse.
Und dort… hat sich alles verändert.
© Ran Liu 2025-05-19