Hey, ich bin’s Chiara. Ich muss dir etwas sagen.
Ich weiß, dass du dich verändert hast. Ich weiß, dass du jetzt der ,,Coole“ sein willst, der mit seinen ,,coolen“ Freunden abhängt und mit denen raucht und Alkohol trinkt. Ich weiß, dass dir die Schule komplett egal ist. Genauso wie dir unsere ehemalige Freundschaft egal ist.
Ich weiß das alles. Aber ich glaube es nicht.
Ich glaube nicht, dass du nur noch dieser Kerl bist. Ich glaube nicht, dass du überhaupt nicht mehr so bist, wie dein altes Ich.
Wieso ich das nicht glaube? Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich nicht glauben kann, dass der Kerl, mit dem ich mich immer so gut verstanden habe, einfach weg ist. Der, der in der 6. Klasse in den Pausen dringeblieben ist und mir Stories aus irgendwelchen Filmen erzählt hat, während er die ganze Klasse gefegt hat. Der, der mich leise angefeuert hab, als ich an einem Vokabelduell teilgenommen habe. Der, der mich einmal zum Taxi gebracht hat und mir gewunken hat, als ich gefahren bin.
Wo ist er? Der Kerl, den ich so sehr mochte. Der Kerl, mit dem ich so gerne Zeit verbracht habe? Der Kerl, in den ich verliebt war.
Ich weiß, er ist noch irgendwo ganz tief in dir drin. Ich habe keinen Beweis dafür. Und je mehr ich dich ansehe, je mehr ich deine Taten beobachte und deine Worte höre, desto mehr sehe ich, wie stark du dich verändert hast.
Doch mir ist nun klar geworden, dass ich es nicht wert bin, an diesem Glauben festzuhalten. Ich will nicht die ganze Zeit auf dich warten müssen. Ich bin es leid, denn es tut mir nur weh.
Ich klammerte mich in den vergangenen Wochen zu sehr daran fest, nur das Gute in dir zu sehen. Heute habe ich es nicht getan. Hab dich nur so angesehen, wie du warst, ohne eine rosarote Brille aufzusetzen.
Und da hab ich ihn gesehen. Dein neues Ich. Der, der mit den Mädchen spielt. Der, der seinen Müll überall rumliegen lässt. Der, der mich was gefragt hat, weil er etwas wissen wollte, mich aber ansonsten komplett links liegen lässt. Der, der immer weiter schlechte Noten schreibt, ohne Hilfe annehmen zu wollen.
Ich habe dir meine Hilfe angeboten. Du wolltest sie nicht.
Und wenn du mich wirklich nicht magst, sag es mir. Und lüg mich nicht an. Denn ich weiß, dass du es getan hast.
Ich möchte nicht verletzt werden. Ich habe es verdient, glücklich zu sein. Und deswegen muss ich dich loslassen. Es zerbricht mir das Herz, wenn ich dich sehe. Weil etwas in mir schreit, dass du das gar nicht sein willst. Auch wenn ich weiß, dass das nicht die Wahrheit ist…
© Chiara Marie Silvestro 2024-12-13