Ich weiß Bescheid: Erwachsen 2.0

Edgar Heink

von Edgar Heink

Story

Zum Jahresbeginn 2017 lag ich bei meinem Therapeuten auf der roten Couch. Teil seiner Methode war die Aufarbeitung der Biografie. Mein Rückblick auf die Lebensereignisse trug den Titel „Pleiten, Pech & Pannen“, wie die gleichnamige Sendung im Fernsehen. Also machte ich mir Gedanken über die Bedeutung, was es heißt, „über etwas Bescheid zu wissen“.

Haben Sie Kinder? Bescheid zu wissen, fängt ja schon früh an. Wie das mit der Toilette funktioniert zum Beispiel, und dass es unter dem Bett keine Monster gibt. Ja…, das hat bei mir trotz allgemeiner hoher Begabung lange gedauert. In der Schule war ich immer gut. Beliebt in der Klasse war ich aber nicht. In den ersten Jahren lag das am Haarschnitt. Meine Mutter schnitt mir die Haare. Und dann war da noch das Kung-Fu-T-Shirt. Meine Frau gab dazu einmal Kommentare ab wie: „Das waren die Peinlichsten“ und „Die, die beim Flaschendrehen übrig blieben.“ Das wurde später aber besser. Was ich mal werden wollte: davon hatte ich überhaupt keine Ahnung und keinen Plan. Mein Vater meinte, ich solle Beamter werden, weil das gut zu mir passen würde. Mittlerer Beamtendienst. Das lag wohl daran, dass ich regelmäßig morgens verschlief.

Ja, ich wurde Verwaltungsbeamter und ich hatte Glück, denn in Berlin gab es damals die „Übernahmepflicht“.

Da ich wie die meisten Jugendlichen in der Biografie meiner Eltern keine Vorteile erkennen konnte, zog ich mit Eingang meines ersten Gehaltes aus der elterlichen Wohnung aus. Das war ein Nachteil, wie sich später noch herausstellen sollte. Im Alter von achtzehn Jahren heiratete ich meine erste Frau. Worauf es im Leben ankommen würde, wusste ich damals noch nicht. Auf elterliche oder sonstige Ratgeber hatte ich verzichtet. Eine gescheiterte Frühehe war die Folge. Wir wurden geschieden, und die Trennung traf mich sehr hart.

Vom Lesen im Naturkundebuch oder im Brockhaus lernt man nicht, wie das Leben funktioniert. Im Alter von 32 Jahren fand ich dennoch eine hübsche, liebe und intelligente Frau und ich wurde Vater. Ich bemühte mich stets, fleißig zu sein, und so bauten wir ein kleines Haus. Es hatte die Hausnummer 13 und es kam wie es kommen musste. So wurde zum Beispiel für unser Fertighaus ein falscher Fertigteilkeller geliefert und so weiter.

Die Wende in meinem Leben trat noch nicht einmal ein, als mir mein Hausarzt die Diagnose „Krebs“ eröffnet. Das war ein Schock. Ich hätte mich schnell operieren lassen sollen. Stattdessen zog ich die notwendige Behandlung beinah zwei Jahre lang hinaus, mit dem Ergebnis, dass sich in meiner Leber Metastasen gebildet hatten. Ich wurde glücklicherweise gesund operiert, danke Gott seither immer wieder und ganz besonders den Chirurgen! Oft denke ich an die Menschen, die das Glück nicht hatten.

„Zuhören ist gut, Lesen und das gerade benötigte Wissen auch. Auf Vertrauensseeligkeit verzichten, einen Plan haben und erreichbare Ziele!“, dachte ich. „Jetzt wäre es an der Zeit, erwachsen zu werden: Erwachsen 2.0“.

© Edgar Heink 2019-04-11

Hashtags