Durch den Verkehr so voller Mühe
Eigentlich wollte ich doch so viel noch schaffen
Unentwegt hupt, dröhnt und kracht es
Teerwege, die nur geradeaus gehen
Schnell wechsele ich mal die Spur
Citroën einfach links liegen gelassen
Hoffentlich bleibe ich wach für meine Strecke
Letztlich will ich ja zu Hause ankommen
Aber will ich das nach dem ganzen Stress
Nachts habe ich auch nur wenig bis kaum Ruhe
Doch hier auf der Straße bin ich nur mit mir
Tausendfüßer gleich aneinandergereiht
Im Dickicht des steinernen Dschungels
Chefetage unterrichtet, die Reise wird lang
Kollegen informiert, kaum Zeit für sie
Erfreut über den kommenden Schlaftrunk
Tilidin für den Rücken durch die ständige Fahrt
Panisch mache ich kurz meine Augen auf
Leider sind sie mir doch zugefallen
Unmöglich, dass mir so etwas passieren kann
Sicher fahre ich schon seit so vielen Jahren
Fast wäre es um mich geschehen
Ein Drink zu viel an der nächtlichen Bar
Reiner Zufall hat mich wach werden lassen
Neuerdings passiert mir das häufiger
Voll fatal, wenn ich so darüber nachdenke
Eine Sekunde später und ich wäre weg
Reue, keine Spur für die Gegenüber
Keiner hätte es kommen sehen
Er wäre unschuldig mitschuldig
Hier auf der Autobahn nachts um halb zwei
Richtung meiner Liebsten und Liebenden
Ich wollte doch nie wieder übermüdet fahren
Schon wieder, nachdem ich getrunken hatte
Tun ein oder zwei Drinks dabei was zur Sache
Dieser Gedanke hatte mich
Ich konnte sehen, wie ich da am Lenkrad lag
Einfach durch die fehlenden Sekunden
Letztlich ein sehr reales Bild, hier von oben
Öffne also lieber deine Augen oder Fenster
Still will ich daran nun immer denken
Und das Blaulicht, spiegelnd auf dem Asphalt
Nun sehe ich, warum das Blaulicht blinkt
Genau wegen eines Drinks
Fast nur die eine Sekunde
Über Leben und Tod entscheidend
Richtig gruselig dieser Gedanke
Aber ich hatte Glück
Letztlich ich unter den vielen
Lebend unter den toten vielen
Eigentlich sollte ich dankbar sein
Verstehe selbst kaum, wie es passierte
Ein Knall war da, oder etwa nicht?
Rettungskräfte, die sich um mich kümmern
Kilometerweiter Stau
Erst jetzt sehe ich es
Hier hoch oben aus der Vogelperspektive
Richtung einer ewigen Heimat
Staunend sehe ich zu, wie sie mich mitnehmen
Tuch verhüllt schnell meinen Körper
Endlich wird der Verkehr freigegeben
Ich bin nun keinesfalls mehr müde
Laut wird das Gehupe und das Blaulicht
Nun zieht die Karawane weiter
Ein neuer Straßenkönig wird gekrönt werden
Hoffentlich ist er nicht so müde wie ich war
Meile über Meile, Kilometer über Kilometer
Eine Sorge weniger für mich ab sofort
Reue braucht man im Tod einfach keine
© Sebastian Kießler 2025-06-17